Nach der allgemein als tragisch empfundenen 6. Symphonie bietet Mahlers Siebte eher einen Rückblick auf die Naturklänge der frühen Symphonien. Andererseits zeigen zumindest die Sätze eins bis drei eine aufregende, skurrile und die wohl zukunftsweisendste Musik, die Mahler je schrieb. Dem gegenüber fehlt dem Finale mit seinem C-Dur die gewohnte Gebrochenheit.
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Simon Rattle nähern sich dem Werk mit überbordender orchestraler Beherrschung. Sie zeigen jedes Detail, bleiben immer transparent und strukturiert und wissen sich sowohl im kammermusikalischen Flair wie im Tutti-Großklang bestens zu artikulieren. Dabei arbeiten sie auch Klangkonstellationen heraus, die man sonst nicht zu hören bekommt. Insofern ist diese Aufnahme eine der herausragenden, da auch die Beteiligten ohne Wenn und Aber miteinander harmonieren.
Auch als Konzertmitschnitt überzeugt die Tonaufnahme mit räumlicher und transparenter Präsenz und Qualität. Mit einer mittleren Spieldauer im Vergleich zu anderen Interpretationen zeigen Rattle und das Ensemble eine sorgfältig ausformulierte Sicht, die die kompositorischen Feinheiten auskostet, ohne zeitlichen Druck zu erzeugen. Dabei geben sie der vielgestaltigen Besetzung inklusive einiger Zusatzinstrumente wie Herdenglocken ihren Platz im Gefüge ohne sie plakativ hervorzuholen. Damit erreichen sie eine Darstellung mit austarierten Farben und setzen die zahlreichen Tempoänderungen klar formuliert um.
Die hier weniger als in der vorherigen Symphonie, aber auch zu findende Leidenschaft und der Überschwang lassen Dirigent und Orchester dabei eher als von außen geschildert denn als selbst durchlebt erscheinen. Insofern mag man das genau als Umsetzung der Absicht von Mahler hören. Andererseits besteht die Gefahr, dass diese nicht zu erlebende Beteiligung als Sprödigkeit oder gar Langeweile wahrgenommen wird. Diese Deutung, die man in gewisser Weise auch als Nichtdeutung beschreiben könnte, hebt das Werk als Kaleidoskop bunter Farben. Die Extreme zwischen Ländlerkolorit und albtraumhaftem Spuk kann man hören, aber nicht empfinden. Diese Übertreibungen auslassende Sicht bekommt dem Finalsatz. Gut gelaunt, virtuos und ein wenig spöttisch breiten die Beteiligten das Finale aus, auch hier ohne einen nicht mehr steigerbaren Endspurt zu forcieren. Die Contenance bleibt gewahrt.
After the 6th Symphony, which is generally regarded as tragic, Mahler’s 7th offers more of a look back at the natural sounds of the early symphonies. On the other hand, at least movements one to three show exciting, whimsical and probably the most forward-looking music Mahler ever wrote. In contrast, the finale with its C major lacks the usual brokenness.
The Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks and Simon Rattle approach the work with exuberant orchestral mastery. They show every detail, always remain transparent and structured and know how to articulate themselves perfectly both in the chamber music flair and in the large tutti sound. They also work out sound constellations that are not usually heard. In this respect, this recording is one of the most outstanding, as the participants harmonize with each other without ifs and buts.
The sound recording also impresses as a concert recording with its spatial and transparent presence and quality. With a medium playing time compared to other interpretations, Rattle and the ensemble present a carefully formulated vision that savors the compositional subtleties without creating temporal pressure. In doing so, they give the diverse instrumentation, including a few additional instruments such as herd bells, their place in the structure without emphasizing them too boldly. In this way, they achieve a performance with balanced colors and clearly formulate the numerous tempo changes.
The passion and exuberance, which is less evident here than in the previous symphony, makes the conductor and orchestra appear to have portrayed the work from the outside rather than in lived through form. In this respect, this may be heard as the realization of Mahler’s intention. On the other hand, there is a danger that this participation, which cannot be experienced, will be perceived as brittleness or even boredom. This interpretation, which in a way could also be described as non-interpretation, highlights the work as a kaleidoscope of bright colors. The extremes between rural coloring and nightmarish haunting can be heard, but not felt.
This view, which avoids exaggeration, suits the final movement. The participants spread out the finale with good humor, virtuosity and a little mockery, here too without forcing an unstoppable final spurt. The composure is maintained.