Franz Schubert: Sämtliche Klaviertrios; Robert Levin, Klavier, Noah Bendix-Balgley, Violine, Peter Wiley, Cello; 2 CDs Le Palais des Dégustateurs PDD021; Aufnahmen 12/2016, Veröffentlichung 10/2020 (63'40 + 69'07) – Rezension von Uwe Krusch
Das Label Le Palais des Dégustateurs bietet immer wieder immer außergewöhnliche Aufnahmen an. Immer wieder gern dabei ist der Pianist Robert Levin. In diesem Fall sind an seiner der Geiger Noah Bendix-Baldley, Konzertmeister der Berliner Philharmoniker sowie Peter Wiley, bekannter Cellist aus dem Beaux-Arts-Trio. Sie haben die Klaviertrios von Schubert eingespielt. Dabei handelt es sich genau genommen um die beiden Trios, op. 99 und op. 100 sowie das einsätzige Trio B-Dur, genannt Sonatensatz und das Adagio in Es-Dur, auch Notturno genannt. Doch dieser Aufnahme ist zusätzlich noch eine kürzere Fassung des Schlusssatzes des Es-Dur Trios op. 100 beigefügt. Diese Kürzung um etwa ein Drittel sollte dazu dienen, das zweite sehr lange Trio dem Publikum und einem Druck zugänglicher zu machen. Dass die Kürzung das Stück verbessert, hat Schubert selber nicht angenommen.
Levin liefert für Schubert eine sensible Interpretation, die die weiten Landschaften dieser umfangreichen Kompositionen detailgetreu gestaltet. Sein Spiel lebt von der Zuwendung an die Musik und nicht dem plakativen Effekt. Mit Noah Bendix-Balgley hat er einen jungen Geiger an seiner Seite, dessen Fähigkeiten auch für die Kammermusik kaum bezweifelt werden können. Und Peter Wiley, lange Cellist im Beaux-Arts-Trio, kennt sich mit dieser Besetzung und natürlich auch Schubert bestens aus. So ergänzen die beiden Streicher den Pianisten – oder er sie, bei diesem kammermusikalisch ebenso prägnanten wie gestalterisch aufmerksamen Ansatz.
Ihre Deutung lebt von der fein gezeichneten Linie und dem elegant ausformulierten Gedanken. Lautstärke und Kraft sind nicht ihre Argumente, um diese wunderbaren Werke darzustellen. Die aus dem vorletzten Lebensjahr von Schubert stammenden Trios haben durchaus endzeitliche Passagen und zeigen in diesen Interpretationen doch auch eine lebensseitige positive Sicht, die keinesfalls exzessiv ist.
The label Le Palais des Degustateurs always offers exceptional recordings. Very often, the pianist Robert Levin is happy to be one of the performers. In this case, he is joined by the violinist Noah Bendix-Baldley, concertmaster of the Berlin Philharmonic, and Peter Wiley, well-known cellist from the Beaux-Arts Trio. They have recorded the piano trios by Schubert. These are, strictly speaking, the two Trios op. 99 and op. 100, as well as the one-movement Trio in B flat major, called Sonata Movement, and the Adagio in E flat major, also called Notturno. But this recording also comprises a shorter version of the final movement of the E flat major Trio, op. 100. This shortening by about one third was intended to make the second very long trio more accessible. Schubert himself did not believe that the shortening would improve the piece.
Levin provides a sensitive interpretation, which faithfully depicts the wide musical landscapes of these extensive compositions. His playing lives from the attention to the music and not from striking effects. In Noah Bendix-Balgley he has a young violinist at his side whose skills can hardly be doubted even for chamber music. And Peter Wiley, long-time cellist of the Beaux-Arts Trio, knows this genre and of course Schubert very well. Thus the two string players complement the pianist – or he complements them, in this chamber-musical approach that is as concise as it is creative. Their interpretation lives from the finely drawn line and the elegantly formulated thought. Volume and power are not their arguments for performing these wonderful works. Schubert’s trios, which date from the penultimate year of Schubert’s life, do indeed have apocalyptic passages, but in these interpretations, they also show a positive view of life that is by no means excessive.