Johannes Brahms: Die Schöne Magelone; Daniel Behle, Tenor, Sveinung Bjelland, Klavier, Hans-Jügen Schatz, Erzähler; 2 CDs Capriccio 5203; 3/13 (o.A.) – Rezensionen von Alain Steffen
Ohne Medienrummel, dafür aber konsequent und wohlüberlegt baut der junge Tenor Daniel Behle seine Karriere auf. Stimmlich ist er so manchem seiner Kollegen überlegen, weil er den wundervollen Lyrismus eines Klaus Florian Vogt ebenso besitzt wie das Metall und die Durchschlagskraft eines Jonas Kaufmann. Mit diesen stimmlichen Atouts ist er natürlich für ein breites Repertoire prädestiniert. Der anvisierte Lohengrin lässt zwar noch etwas auf sich warten, Erik aus dem ‘Fliegenden Holländer’ ist für Ende 2015 geplant, davor gibt es allerdings sehr viel Strauss (Daphne, Arabella, Elektra, Schweigsame Frau) und Mozart. Und natürlich Liederabende.
Gleich zwei neue Einspielungen liegen jetzt vor, eine CD mit seltenen Gluck-Arien und eine zweite mit dem Liederzyklus ‘Die Schöne Magelone’ von Johannes Brahms. In beiden Repertoires kann der Tenor überzeugen. Und es ist bei Gluck nicht zu überhören, dass hier tatsächlich ein Lohengrin und ein Stolzing heranwächst. Mit metallischer, festsitzender Stimme geht Behle die diversen Arien sehr geradlinig an. Auffällig sind die wenigen, aber dann wirkungsvoll eingesetzten Verzierungen, die dem Vortrag einen unmittelbaren und nachhaltigen dramatischen Impuls geben. Dieser dramatische Vortrag findet dann auch seine ideale Ergänzung in der Interpretation von George Petrou und seinem Ensemble ‘Armonia Atenea’. Petrou dirigiert seine Musiker mit viel Feuer, konzentriert sich dabei mehr auf ein kollektives Ausdruckspotential als jetzt unbedingt auf Nuancen. Glucks Musik zerfällt so einmal nicht durch historische Spielereien und sie dankt es den Interpreten mit einer unwahrscheinlichen Frische. Und so besitzen wir hier eine in allen Hinsichten tolle und wertvolle Gluck-CD mit einigen Ersteinspielungen.
Als Liedinterpret setzt Daniel Behle die große Tradition eines Dermota, Haefliger und Wunderlich fort. Wenn auch der Text der ‘Schönen Magelone’ (Ludwig Tieck) heute völlig veraltet scheint, und der exzellente Sprecher Hans-Jürgen Schatz die Chance verpasst, den gesprochenen Text (wie beispielsweise Martin Walser) der heutigen Zeit anzupassen, so fasziniert uns Behles sensible Interpretation durchgehend. Auch hier wirkt der Vortrag direkt und ungekünstelt, viele romantische Emotionen werden relativiert, so dass die Gefahr einer Über-Interpretation nicht besteht. Und wer sich nur die Lieder anhören will, der kann auf der ersten CD Brahms’ ‘Magelone’ ohne Zwischentexte genießen.
Am Klavier wird Daniel Behle hervorragend von Sveinung Bjelland begleitet, so dass man diese Magelone gesanglich zu den besten zählen muss, die momentan auf CD erhältlich sind. Sechs weitere Brahms-Lieder vervollständigen das großzügige Programm.
In both programs, Daniel Behle is a top performer, dramatic in the Gluck arias, sensitive but not over romantic in Brahms’s Magelone. So, either of the two CDs is highly recommendable.