Brahms aujourd‘hui; Nicolas Bacri: In Anlehnung an Brahms; Graciane Finzi: Winternacht, Philippe Hersant: Regenlied; Ensemble Des Equilibres (Agnès Pyka, Violine, Laurent Wagschal, Klavier; 1 CD Klarthe K118; Aufnahme 07/2020; Veröffentlichung 26/02/2021 (56'02) – Rezension von Uwe Krusch
Das Ensemble Des Equilibres hat bei drei zeitgenössischen Komponisten Werke beauftragt. Jedes sollte auf eine der drei Sonaten für Violine und Klavier von Johannes Brahms eingehen. Die Idee dahinter war, über diese Weise den weniger geübten Hörern neuer Musik eine Brücke zum leichteren Verständnis zu bauen.
Philippe Hersant hat das in der ersten Sonate eingeflossene Regenlied mit seinen melancholischen und nach innen gerichteten Gedanken und intensivem Ausdruck mit einem einsätzigen Stück in seine Ausdruckswelten umgesetzt.
Nicolas Bacri hat ebenfalls in einem Satz die zweite Sonate von Brahms mit ihrer entspannter positiveren Stimmung für sich gewählt und insbesondere die Pensieroso-Passage mit ihrer intensiven Gefühlsdichte entdeckt.
Schließlich hat sich Graciane Finzi quasi mit einer eigenen Sonate in vier Sätzen für die letzte von Brahms erwärmt, wobei sie gleichzeitig die kurz zuvor gehörte Solistin Agnes Pyka im Sinn hatte.
Alle drei Tonsetzer schöpfen aus der großen Sensibilität, die in den Werken von Brahms gegeben ist und geben ihren Stücken ebenfalls packende Intensität. So ist aus Hörsicht des Rezensenten das gelungen, was gewollte war. Obwohl die Stücke eine heute Kontur haben, binden sie sich eng an Brahms und dessen Klangideale. So ist ein belastbarer Brückenschlag entstanden, der aber auch durch die eigene musikalische Qualität gefällt. Auch beim mehrmaligen Hören hinterlassen die Werke einen guten Eindruck und nicht wie manches, das schon vor dem Ende des ersten Durchgangs als leeres Gedudel vergessen wird.
Das Ensemble Des Equilibres tritt je nach Programm in verschiedenen Besetzungen auf. Hier wird es vertreten durch die künstlerische Leiterin und Geigerin Agnes Pyka und den Pianisten Laurent Wagschal. Die Werke wurden tief aufgesogen und die Interpreten geben das mit zugreifend gehaltvollem Spiel an die Hörer weiter. Ob motorische Teile oder lyrisch zarte Abschnitte, das Duo ergänzt sich bei der Wiedergabe der Werke ohne jegliche Divergenzen oder Zweifel. Mit gemeinsamen Blick und Handeln machen sie sich die Stücke zu eigen und vermitteln diese Begeisterung auch an die Lauschenden. So macht auch moderne Musik allen Beteiligten Freude.
French Ensemble Des Equilibres commissioned works from three contemporary composers. Each was to respond to one of the three sonatas for violin and piano by Johannes Brahms. The idea behind this was to build a bridge to easier understanding for the less experienced listeners of contemporary music.
Philippe Hersant has transposed the Regenlied (Rain Song) included in the first violin sonata, with its melancholy and inwardly directed thoughts and intense expression, into his expressive world in a one-movement piece. Nicolas Bacri has chosen Brahms’ second sonata with its more relaxed positive mood for himself into a one movement work, discovering in particular the Pensieroso passage with its intense feeling. Finally, Graciane Finzi warmed up to Brahms’ last, as it were, with her own sonata in four movements, at the same time having in mind the playing of soloist Agnes Pyka heard shortly before.
All three composers draw on the great sensitivity given in the works by Brahms and likewise give their pieces gripping intensity. Thus, from the reviewer’s listening point of view, they succeeded in what was intended. Although the pieces have a present-day contour, they are closely tied to Brahms and his sound ideals. Thus a resilient bridging has been created, which also pleases with its own musical quality. Even when listened to several times, the works leave a good impression and not like some that are forgotten before the end of the first run.
The Ensemble Des Equilibres performs in different formations depending on the program. Here it is represented by artistic director and violinist Agnes Pyka and pianist Laurent Wagschal. They dig deep into the music and pass it on to the listeners with accessibly substantial playing. Whether motoric parts or lyrically tender sections, the duo complement each other in their prformances without any divergences or doubts. With a common view and action, they make the pieces their own and convey this enthusiasm to the listeners as well. In this way, modern music is a joy for all involved.