Hendrik Andriessen: Symphonische Werke Vol. 4: Symphonie Nr. 4 + Libertas venit + Rhapsodie + Capriccio + Canzone; Niederländisches Symphonie Orchester, David Porcelijn; 1 CD cpo 777 845-2; Aufnahmen 06/2012 & 02/2013, Veröffentlichung 04/2017 (56'19) – Rezension von Uwe Krusch

Der Kollege Sam Dresden vermerkte schon in den jungen Jahren Andriessens, seine Musik sei ruhig und heiter und entspringe der Atmosphäre der Andacht. Diese Gedanken gelten wohl insbesondere für sein umfangreiches Chor-, Messen- und Orgelwerk, können aber auch für sein übriges Schaffen als passend angesehen werden. Das gilt selbst in der dodekaphonischen 4. Symphonie. Die bei ihm nicht akademisch genutzte Zwölftonreihe kehrt als verbindendes Element in abgewandelter Form in allen drei Sätzen wieder. Diese Kompositionsweise führt zwar zu modernen, nicht aber zu abschreckenden Klangformationen.

Einen betrüblichen Hintergrund hat das viersätzige ‘Libertas venit’, dessen Ausgangspunkt die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg und die bevorstehende Befreiung und Neuordnung ist. Noch im Krieg entstand das leichtfüßige und heitere ‘Capriccio’, das man als Gegenpol zu der furchtbaren Zeit sehen kann. Die große persönliche Nähe des Komponisten zur Musik der Renaissance und des frühen Barock kann man aus dem kurzen Werk ‘Canzone’ nicht nur im Titel erfahren.

Die Symphonie ist dem Höhepunkt des Schaffens von Andriessen zuzuordnen und sie zeigt komplexe Strukturen. Die anderen Werke, insbesondere das ‘Capriccio’, zeigen die andere Seite und sind von leichterer Couleur. Alle Werke sind mit großem Instrumentarium und effektvoll geschrieben, hinterlassen aber über den Augenblick hinaus keinen Nachhall.

Das Niederländische Symphonie Orchester und David Porcelijn haben sich schon in früheren Editionen als engagierte und überzeugte Anwälte für die Musik dieses Komponisten positioniert, und das gelingt ihnen mit kräftigem und intensivem Einsatz erneut. Ihre Visitenkarte für Andriessen lässt nichts zu wünschen übrig.

Another volume of the music of Andriessen is presented in a committed and persuading manner by the Netherlands Symphony Orchestra under the baton of David Porcelijn. The most mature work here is the Fourth Symphony. The other three, smaller works are easy going, although even the dodecaphonic symphony is well accessible.

 

 

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