Selten bin ich beim ersten Anhören einer CD so freudig überrascht, da derart berührt gewesen, wie bei dieser Gramola-Einspielung mit der bulgarisch-wienerischen Pianistin Dora Deliyska (*1980), die teils sehr bekannte, teils weniger oft gespielte Schubert-Werke interpretiert. Diese echte Musikerin hat aber auch rein gar nichts mit jenen sogenannten ‘Klavierlöwen’ zu tun, die die Industrie uns als das ‘nec plus ultra’ verkauft und die nur um ihr eigenes Ego drehen, statt sich mit der herunter gehämmerten Musik auseinanderzusetzen. Hier spielt eine echte Musikerin, eine die versucht, in die Tiefe der Werke vorzudringen. Sagt sie doch selbst: ‘Schubert weckt die Emotionen, die tief in unserm Wesen versteckt sind…’ In der Tat: Ihre Interpretationen enthalten starke Emotionen, doch die Pianistin lädt diese nicht einfach ab, sondern nimmt den Zuhörer sozusagen an der Hand und führt ihn durch ihr behutsames Spiel voll wunderbarer Klangkultur, subtiler Nuancen und konsequenter Gradlinigkeit mit sich in die Tiefen der schubertschen Musik. Und so strahlen denn ihre Interpretationen eine innere Ruhe aus, die gerade bei Schubert zum nachhaltigen Erlebnis wird. Selten habe ich in den letzten Jahren die vier ‘Impromptus’ D. 889 so ‘schön’, warmherzig und selbstverständlich, mit einer gesunden Gradlinigkeit, eben als echte Impromptus gehört, kaum je hörte ich das ‘Adagio’ D. 178 so ergreifend und die ‘Ungarische Melodie’ D. 817 mit soviel Brio gespielt.
Etwas weniger überzeugt bin ich von Dora Deliyskas Interpretation der ‘Wanderer-Fantasie’, die mir ein bisschen oberflächlich erscheint, außer in der Gestaltung des 2. Satzes, der das Titel gebende Lied enthält. Dennoch: diese CD ist eine überaus erfreuliche musikalische Offenbarung, und zudem ist sie prachtvoll aufgenommen: der Bösendorfer-Flügel klingt wunderbar warm und rein.
This CD is a real surprise. Dora Deliyskas’ in depth performances have plenty of inner calm, they are naturally warm-hearted and subtly shaped.