Zwei Gassenhauer und ein unbekanntes Werk der Literatur für Streichquartett haben die vier chinesischen Musiker des Dragon Quartet in Russland gefunden und nunmehr veröffentlicht. Das unbekanntere Stück ist das fünfte Quartett von Weinberg, während das romantische zweite von Borodin und das achte von Shostakovich, das er sich selber als seinen Nachruf schrieb, öfter auf den Programmen erscheinen.
Wer meint, dass die westliche Musik in den Köpfen und Herzen asiatischer Musiker noch immer nicht angekommen ist, sieht sich hier dieses Vorurteils beraubt. Denn diese Deutungen gehen über eine rein technische Beherrschung oder Zurschaustellung weit hinaus. So erfährt das Stück von Borodin, das vor allem ein romantisches Liebesgeplänkel zwischen Cello und Geige, also Komponist und Ehefrau ist, eine die Emotionen gut herausarbeitende Wiedergabe.
Die sich stilistisch nahe stehenden Werke von Shostakovich und Weinberg kommen ebenfalls in überzeugenden Interpretationen zu Gehör. Dabei bleiben die vier Asiaten, von denen der Solobratscher des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in Europa lebt, in einem klanglich gesicherten Rahmen und überstrapazieren die Ausdruck und Effekte in der Darstellung nicht.
Nach ihrem Debut mit Dvorak und Schubert haben sie sich nunmehr – mit makelloser technischer Begleitung für die Aufnahme – einen weiteren Sektor der dem Westen vertrauten klassischen Musik zu eigen gemacht und dabei gezeigt, dass sie ihr Handwerk verstehen.