Das Wort Konzert leitet sich vom lateinischen ‘concertare’ ab, was ursprünglich ‘zusammen spielen’ bedeutet. Üblicherweise in der Musik damit das miteinander Wetteifernde zwischen Solisten und Orchester gemeint ist. Der Cellist Jakob Kullberg bezieht es auch auf den Umgang mit lebenden Komponisten und ihren Werken. Der Austausch bietet sowohl den Ansatz oder Ursprung für Kompositionen als auch die Möglichkeit, durch seine Interpretation und auch kompositorische Eingriffe, wie eigene Kadenzen, aber durchaus auch Ergänzungen oder Umarbeitungen, in Wettstreit mit dem Erschaffer und seinem Werk zu stehen.
In diesem Sinne sind die hier eingespielten Werke zu hören. Im Konzert Between sitzt der Solist zunächst sozusagen zwischen allen Stühlen, und eine Annäherung findet erst im Laufe des Werks statt. Das zweite Werk von Per Norgard hat dann so eine Beeinflussung durch den Cellisten erfahren, der es von der Bratsche auf das Cello übertragen und eine Kadenz angefügt hat. In Saariahos Komposition Notes on Light kann man einen Rückblick auf ihre bisherigen Kompositionen hören. Von einem anfänglich zaghaften Antritt des Cellos über erhitzte Auseinandersetzungen mit dem Orchester findet das Cello am Ende, nachdem der Schluss schon beinahe gefunden schien, zu einem wieder zurückgenommenen, aber auch entrückten Moment der Erinnerung.
Kullbergs Interpretationen zeigen, dass er diese Werke nicht nur geistig verinnerlicht hat, sondern auch im Spiel mit Können und Inbrunst umsetzt. Die Palette der Lautäußerungen mit seinem Cello reicht vom geflüsterten Hauch bis zum ausdrucksstarken Ausruf. Das ist auch kein Wunder, sind doch seit zwei Jahrzehnten alle Cellowerke von Per Norgard für Kullberg geschrieben worden. Doch auch dem Werk von Kaija Saariaho weiß er sich mit der gleichen Sorgfalt und Intensität anzunehmen, so dass dieses zwischen die beiden Stücke von Norgard eingebettete Notes on Light nicht untergeht, auch wenn es Unterwasserbilder liefert.
Begleitet wird Kullberg beim umgeschriebenen Bratschenkonzert von der Sinfonia Varsovia, in den beiden anderen Fällen von BBC Philharmonic. Beide Ensembles liefern mit exaktem und ausgefeiltem Klang die vielgestaltige Umgebung der Soloparts. Jedes Werk hat einen eigenen Dirigenten, von denen John Storgards bei Saariaho der bekannte sein dürfte. Doch auch Michael Francis bei Between und Szymon Bywalec bei Remembering Child lassen keine Schwächen bei der Leitung der Orchester erkennen.
Diese prallvolle SACD bietet auch dank gelungener aufnahmetechnischer Umsetzung spannende Höreindrücke für jüngere Cellokonzerte, begleitet von aufschlussreichen Texten.
The word concerto is derived from the Latin concertare, which originally meant to play together. Usually in music, it refers to the competition between soloists and orchestra. Cellist Jakob Kullberg also relates it to the interaction with living composers and their works. The exchange offers the approach or origin for compositions as well as the possibility to compete with the creator and his work through interpretation and even compositional interventions, such as own cadenzas, but certainly also additions or changes.
It is in this sense that the works recorded here should be heard. In the concerto ‘Between’ the soloist initially sits between all chairs, so to speak, and an approach only takes place in the course of the work. The second work by Per Norgard then has such an influence from the cellist, who has transferred it from the viola to the cello and added a cadenza. In Saariaho’s composition ‘Notes on Light’ one can hear a review of her previous compositions. From an initial tentative start of the cello to heated arguments with the orchestra, the cello finds itself at the end, after the conclusion seemed to be almost found, to an again withdrawn, but also rapturous moment of recollection.
Kullberg’s interpretations show that he has not only internalized these works intellectually, but also realizes them in his playing with skill and fervor. The palette of expressions with his cello ranges from whispered breaths to expressive exclamations. This is no wonder, since all of Per Norgard’s cello works have been written for Kullberg for the past two decades. But he also knows how to approach the work of Kaija Saariaho with the same care and intensity, so that this ‘Notes on Light’, embedded between the two pieces by Norgard, does not get lost, even if it provides underwater images.
Kullberg is accompanied by Sinfonia Varsovia in the rewritten Viola Concerto, and BBC Philharmonic in the other two. Both ensembles provide the multifaceted setting of the solo parts with exact and polished sound. Each work has its own conductor, of whom John Storgards might be the most familiar in Saariaho. But Michael Francis on Between and Szymon Bywalec on Remembering Child also show no weaknesses in their orchestral leadership.
Thanks in part to successful recording techniques, this packed SACD offers exciting listening impressions for younger cello concertos.