Nach der silbernen Scheibe in schwarz folgt nun die in grauer Pappe mit einem alleinstehenden Baum und fliegenden Kranichen. Outcast heißt sie, also ausgestoßen oder Außenseiter. Wenn man sich die Liste der eingespielten Streichquartette anschaut, wird augenblicklich klar, warum die CD diesen verbindenden Titel hat. Alle drei Komponisten wurden wegen ihrer Kompositionen sozusagen als politische Opposition von der Sowjetdiktatur gebrandmarkt. Am deutlichsten erklingt die daraus resultierende persönliche Betroffenheit und Einschränkung persönlicher Freiheit vielleicht aus dem achten Quartett von Shostakovich, auch wenn seine Entstehung einen anderen direkten Hintergrund hat.
Das Matangi Quartet vermittelt diese Werke mit lupenreiner technischer Auseinandersetzung. Doch das allein ist nur die Grundlage für eine Interpretation. Und da bieten die vier alles auf, um die Musik aufleben zu lassen. Das vielleicht geläufigste Werk, das 8. Quartett von Shostakovich, wird in existentielle Ecken getrieben, so wie der Komponist selber sich in seinem Leben über weite Strecken fühlte. Doch das sollte nicht zu der Annahme verleiten, dass das Matangi Quartet einseitig einen solchen Weg geht. Vielmehr beschreiten sie eine in viele Richtungen ausgeleuchtete Strecke und präsentieren neben Wucht, Verzweiflung und Angst auch sorgsam ausformulierte zarte Passagen und feine Detailarbeit.
Diese Sorgfalt der Ausgestaltung lassen sie ebenso dem 1. Quartett von Silvestrov und dem 3. Quartett von Schnittke angedeihen. Auch hier bieten sie alles an Schattierungen, ausgefeilter Modellierung und Stimmungswelten. So gestalten sie einen Ritt auf der Rasierklinge ebenso wie eine Achterbahnfahrt und träumerische Momente. Dabei achten sie immer auch auf einen wohlklingenden Ansatz in ihrem Spiel, so dass sie ihren Instrumenten bei diesen jüngeren Werken mit einnehmendem Ton entlocken.
Die Verpackung enthält, etwas versteckt, noch ein dreiteiliges Faltblatt, in dem (unter der kyrillischen Überschrift ‘Hotel Ausgestoßener’) einige Anmerkungen und Gedanken zu den Begriffen Dissonanz und Dissident, auch von den beteiligten Komponisten, zum weiteren Nachdenken anregen.
After the silver disc in black now follows the one in a gray cardboard with a solitary tree and flying cranes. It is called Outcast, meaning outcast or outsider. Looking at the list of string quartets recorded, it becomes immediately clear why the CD has this unifying title. All three composers were branded as political opposition, so to speak, by the Soviet dictatorship because of their compositions. Perhaps the resulting personal consternation and restriction of personal freedom resounds most clearly from Shostakovich’s Eighth Quartet, even though its composition has a different direct background.
The Matangi Quartet plays these works with flawless technical engagement. But that alone is only the basis for an interpretation. And there the four offer everything to bring the music to life. Perhaps the most familiar work, Shostakovich’s 8th Quartet, is driven into existential corners, much as the composer himself felt for much of his life. But this should not lead one to believe that the Matangi Quartet unilaterally follows such a path. Rather, they tread a path illuminated in many directions, presenting not only force, despair and anguish, but also carefully formulated delicate passages and fine detail work.
They give the same care to Silvestrov’s 1st Quartet and Schnittke’s 3rd Quartet. Here, too, they offer everything in the way of shading, sophisticated modeling and atmospheric worlds. At the same time, they always pay attention to a pleasant approach in their playing, so that they elicit their instruments with engaging tone in these younger works.
The three-part package contains, somewhat hidden, another three-part leaflet in which (under the heading ‘Hotel Outcast’ some notes and thoughts on the concepts of dissonance and dissident, also by the composers involved, encourage further reflection.