Psophos steht im Griechischen für jedes Geräusch, ob Krach oder schöner musikalischer Ton. Dass sich das gleichnamige Quartett eher die letztere Deutung zu eigen macht, ist klar. Das wird insbesondere bei dem eröffnenden Quartett von Ravel deutlich, das in einer sehr entspannten Version dargeboten wird, weil von der mediterranen, flirrenden Hitze das Flirren im Vordergrund steht, das ja eher eine kleine sanfte stetige Bewegung symbolisiert. Während andere Quartette eher hitzig markant aufspielen, wählt ‘Psophos’ eine ruhige, fast meditativ anmutende Herangehensweise, ohne deswegen die Spannung auszulassen. Denn das Flirren ist ja durchaus auch eine eben kleine, aber ständige endlose Bewegung.
Alle Interpretationen liegen zeitlich im oberen Bereich, ohne dass diese langsamere Gangart eine nachlassende Intensität nach sich ziehen würde.
Die beiden anderen Solitäre, die Quartette von Dutilleux und Debussy, erfahren dagegen wieder weltzugewandte, zupackende Interpretationen. Während dies bei Dutilleux zu einem schönen Ergebnis führt, wird Debussy ein wenig seiner Farben und Stimmungen beraubt. Insofern zeigen die Musiker vom ‘Psophos Quartet’ hier Unterschiede zwischen den beiden Werken auf, die wegen ihrer Nähe oft gekoppelt werden.
Das Quartett zeichnet sich durch ein homogenes Spiel aus, das den Ensembleausdruck deutlich in den Vordergrund stellt, ohne deswegen einen unscharfen Mischklang zu produzieren.
Das in Lyon gegründete Ensemble spielt seit 2009 in der aktuellen halberneuerten Besetzung. Bereits vorher hatte es sich einen Namen gemacht. Es ist jedenfalls eine weitere hörenswerte Stimme aus der Schar französisch geprägter Streichquartettformationen jüngerer Zeit.