Tofig Bakikhanov: Klaviertrio Nr. 3 - Frank Martin: Trio sur des mélodies populaires irlandaises - Dmitri Shostakovich: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll, op. 67; Piano Trio Areal (Jamila Garayusifli, Violine, Sandro Meszaros, Cello, Daria Korotkova, Klavier); # Odradek ODRCD448; Aufnahme 01.2024, Veröffentlichung 24.01.2025 (53'23) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Das in der Covid-Pandemie gegründete Piano Trio Areal bietet bei seinem Albumdebut drei Werke, die untereinander wie auch zum Trio Bezüge aufweisen. Die Komponisten stammen aus den drei Staaten, aus denen auch die Mitglieder des Ensembles kommen. Die Werke verbindet auch eine mehr oder weniger verdeckt genutzte Komponente von Volksmusik.

Martin präsentiert in seinem Trio über populäre irische Melodien die Folklore ungekürzt und ungeschminkt ohne überbordende Harmoniestrukturen und konzentriert sich stattdessen auf rhythmische Fragen. Shostakovich dagegen nutzt in seinem auf den Tod seines Freundes Iwan Sollertinski Elemente wie Zingharese-Charakteristik und jüdische Melodien.

Bei der Weltersteinspielung des in zwei Sätzen verfassten dritten Trios von Tofig Bakikhanov wird die Suche des Komponisten nach seinen Wurzeln in der untergründigen Verwendung der Volksmusik Aserbaidschans. Mit seiner Dynamik und östlich anmutender poetischer Führung bietet es eine reizvolle neue Stimme.

Die drei Interpreten bieten ihre Deutungen in höchst intensiven und aufwühlenden Interpretationen an, die die Jugendlichkeit unschwer erkennen lassen sowie die Freude am Ausdruck. Dabei können sie sich trotz ihrer als Personen und als Ensemble kurzen Lebensdauern auf ihr technisch höchst versiertes Spiel und das ensemblebetonte Einvernehmen im Zusammenwirken verlassen. Ihre Sicht gibt dem Trio von Shostakovich einen spannungsvoll geladenen Charakter, der den Einflüssen hinter dem Werk, Tod des Freundes und sowjetische Diktatur, sehr deutlich auf die Sprünge hilft.

Bei den irischen Volksweisen wirkt diese Intensität dagegen ein wenig zu fordernd. Die ungeschminkte Volksmusik darf ruhig tanzbodennah daher kommen, aber damit wirkt ein existentieller Einsatz dann doch zu abgehoben.

Das dritte Trio von Bakikhanov hinterlässt dagegen bei dieser Herangehensweise wieder einen einprägsamen Eindruck, wobei der poetische Aspekt zugunsten einer kraftvollen Aussage damit etwas in den Hintergrund gedrängt wird.

Insgesamt bleibt der Eindruck eines Trios, das sich zur Einheit geformt hat und musikalisch starke Aussagen treffen möchte und kann.

The Piano Trio Areal, founded during the Covid pandemic, offers three works on its album debut that are related to each other as well as to the trio. The composers come from the same three countries as the members of the ensemble. The works are also linked by a more or less concealed folk music component.

In his trio on popular Irish melodies, Martin presents the folklore unabridged and unadorned without exuberant harmonic structures, concentrating instead on rhythmic issues. Shostakovich, on the other hand, uses elements such as Zingharese characteristics and Jewish melodies in his piece on the death of his friend Ivan Sollertinski.

The world premiere recording of Tofig Bakikhanov’s third trio, written in two movements, reveals the composer’s search for his roots in the subterranean use of the folk music of Azerbaijan. With its dynamics and Eastern-style poetic guidance, it offers a delightful new voice.

The three performers offer their interpretations in highly intense and stirring interpretations that easily reveal their youthfulness as well as their joy of expression. Despite their short lifespans as individuals and as an ensemble, they can rely on their technically highly accomplished playing and the ensemble-emphasized harmony in their collaboration. Their vision lends Shostakovich’s trio an excitingly charged character, which very clearly brings to light the influences behind the work, the death of the friend and the Soviet dictatorship.

With the Irish folk tunes, however, this intensity seems a little too demanding. The unadorned folk music is allowed to come close to the dance floor, but this makes an existential commitment seem too detached.

Bakikhanov’s third trio, on the other hand, leaves a memorable impression with this approach, although the poetic aspect is somewhat pushed into the background in favor of a powerful statement.

Overall, the impression remains of a trio that has formed a unit and is willing and able to make strong musical statements.

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