Paul Hindemith: Konzert für Violine und Orchester, Sonaten op. 31/2 & op.11/1, Sonate in E, Sonate in C; Frank Peter Zimmermann, Violine, Enrico Pace, Klavier, Radio-Symphonieorchester Frankfurt, Paavo Järvi; 1 SACD BIS 2024; 9/09 (68‘18)
Paul Hindemith: Complete Viola Works Vol. 1; Der Schwanendreher, Trauermusik, Kammermusik Nr. 5, Konzertmusik; Tabea Zimmermann, Viola, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hans Graf; 1 CD Myrios Classics 010; 8/12 (79‘59) – Rezensionen von Alain Steffen
Drei Veröffentlichungen, die zu Paul Hindemiths 50. Todestag im vergangenen Dezember auf den Markt kamen, liegen uns vor. Die erste CD konzentriert sich mehr auf das orchestrale Schaffen und legt die Musik in die Hände von Christoph Eschenbach. Der Dirigent, zu dessen Vorlieben ein üppiger Klang und expressive Farben gehören, ist hier genau richtig und lässt Hindemiths Musik so richtig aufblühen. Er malt mit dem dicken Pinsel, während die Solistin Midori im Violinkonzert dieses Konzept etwas contrakariert; ihr feines, makelloses Spiel hebt sich so wunderbar ab und zeigt, wie viele Feinheiten doch in Hindemiths Musik versteckt sind. Wie Eschenbach huldigt sie aber einem sehr expressiven Stil, so, dass die Interpretation insgesamt sehr homogen wirkt.
Wer diesen ‘Hindemith in Öl’ nicht mag, der wird an der zweiten CD seine Freude haben. Frank Peter Zimmermann geht das Violinkonzert weitaus intellektueller an und unterstreicht die Modernität etwas mehr als Midori, deren Ansatzpunkt eher in der Spätromantik liegt. Paavo Järvi ist knapp zwei Minuten schneller als der für seine langsamen Tempi bekannte Eschenbach, arbeitet allerdings auch strukturbetonter. Beide Orchester sind hervorragend, auch das Klangbild kommt den jeweiligen Interpretationen zu Gute. Die BIS-Aufnahme stellt das Instrument Violine in ihren Mittelpunkt und wartet neben dem Violinkonzert mit 4 Sonaten für Violine und Klavier auf. Auch hier glänzt Zimmermann als exzellenter Gestalter. Enrico Pace ist ein stil- und spielsicherer Partner, so dass auch diese Sonaten einen gewissen Referenzcharakter besitzen.
Herausragend ist die dritte CD mit vier Werken für Bratsche und Orchester. Tabea Zimmermanns Spiel ist atemberaubend und man kann sich nur wundern, mit welcher Zielstrebigkeit und Sicherheit, sie in die Musik von Hindemith eindringt und seine Werke gestaltet. Insbesondere das Konzert für Bratsche und Orchester ‘Der Schwanendreher’ ist ein sehr komplexes Stück, das Zimmermann mit einer Grandezza spielt, die den Hörer wirklich verblüfft. Aber auch in den anderen drei Werken, darunter als Weltersteinspielung die frühe Version der Konzertmusik op. 48, hier als op. 48a verzeichnet, erweist sich die Bratschistin als eine vollkommene Interpretin.
Im Gegensatz zu den an einem bestimmten Konzept festhaltenden Dirigenten Järvi und Eschenbach geht Hans Graf entspannter an Hindemiths Musik heran. Damit wirkt sie zwar etwas weniger zwingend, lässt aber mehr Möglichkeiten offen. Vor allem schafft es Graf, dass sich die Musik quasi wie von selbst aus sich heraus entwickelt und nicht dem ‘Willen’ eines Dirigenten unterworfen wird. Diese Natürlichkeit kombiniert mit dem wundervollen Spiel des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin und der Gestaltungskraft der Solistin ist uns eine nachdrückliche Empfehlung wert.
While Midori and Eschenbach are highly expressive in a post-romantic way, Järvi and Zimmermann have a more intellectual and modern look at Paul Hindemith’s Violin Concerto. Tabea Zimmermann’s performance of the Schwanendreher-Viola Concerto is breathtaking.