Anna Netrebko und Piotr Beczala debütierten in Dresden als Elsa und Lohengrin. Pizzicato-Mitarbeiter Alain Steffen ist begeistert.
Seit langem wurde dieses Debut mit höchster Spannung erwartet. Christian Thielemann war es gelungen, die Sopranistin Anna Netrebko davon zu überzeugen, die Rolle der Elsa aus Richard Wagners romantischer Oper ‘Lohengrin’ einzustudieren und sie mit ihm an der Semperoper Dresden aufzuführen.
Verzichten wir, auf die überholte Inszenierung nach Christine Mielitz von 1983, also noch aus DDR-Tagen einzugehen, die außer Plüsch und Plunder kaum Nennenswertes zu bieten hatte. Musikalisch aber war dieser Lohengrin (Aufführung vom 22. Mai) phantastisch und ich muss zugeben, obwohl ich weder ein Thielemann- noch ein Netrebko-Fan bin, dass diese Aufführung zum Besten gehört, was ich je in Sachen Wagner erlebt habe.
Christinan Thielemanns Dirigat war über die drei Akte hin ungemein spannend und somit richtiges Musikdrama. Ohne Mätzchen und Tempoeigensinnigkeiten bot uns Thielemann eine Interpretation aus einem Guss. Das Spiel der bestens aufgelegten Staatskapelle Dresden ließ keine Wünsche offen, so dass der Hörer auf orchestralem Plan regelrecht verwöhnt wurde. Verwöhnt wurde er aber auch von den Sängern. Dieser ‘Lohengrin’ wurde zu einem regelrechten Stimmfest, da aller Rollen bis ins kleinste Detail optimal besetzt waren und sich die Sänger ausnahmelos auf höchstem Niveau bewegten.
Anna Netrebko begeisterte mit ihrem dunkel timbrierten, samtigen Sopran und einer großen Bühnenpräsenz. Selten zuvor habe ich solch einen präzisen, stimmschönen Wagnergesang gehört wie bei ihr. Auch Piotr Beczala gab als Titelheld sein Lohengrin-Debut. Ganz anders als der extrem lyrische Klaus Florian Vogt in Bayreuth besitzt Beczala ein dunkleres Timbre und eine satte Mittellage, die ihn zu einem idealen Partner für die Netrebko machen. Sein Vortrag war makellos, genauso sein Gefühl für Stil und die fließende Melodie.
Fantastisch auch Evelyn Herlitzius als Ortrud, die mit ihrer enormen Stimme die Semperoper fast zum Beben brachte. Tomasz Konieczny als Telramund war ihr ein ebenbürtiger Partner, während diesen vier großartigen Sängerdarstellern auch Georg Zeppenfeld als imposanter König Heinrich und Derek Welton als markanter Heerufer in nichts nachstanden. Exzellent auch der Sächsische Staatsopernchor und der Sinfoniechor Dresden.