Ihre Reise aus ihrer neuen Luxemburger Heimat zurück in das Land ihrer Kindheit, die Dominikanische Republik, beginnt die junge Sopranistin Stephany Ortega zusammen mit ihrer Duopartnerin Léna Kollmeier mit einer Komposition des Luxemburger Komponisten Camille Kerger auf einen Text von Jean Portante. Es ist ein starkes Stück, dramaturgisch ungemein gut aufgebaut und musikalisch so radikal wie in der Textaussage. Den beiden Interpretinnen bietet es Material, das zu formen die beiden hörbar zu einem gestalterischen Höhenflug inspiriert hat. Der mitunter fast balladeske Erzählton liegt der Sängerin sehr. In ihrem Gesang kommen viele Farben zum Vorschein, die eine wunderbare Charakterisierung der erzählenden Person ergeben. Ortega braucht sich im Gestalterisch-gestischen keinerlei Grenzen aufzuerlegen und wird so dem Inhalt des Lieds in einer feinnervig gefühlsstarken Interpretation vollauf gerecht. Das ist große Klasse!
Von dieser breiten Palette gestalterischer Mittel im Gesang wie auch im Klavierspiel profitieren ausnahmslos auch alle weiteren Lieder des Programms.
Das Duo Rosa zeigt beeindruckend auf, welche dramatische und plastisch erzählbare Kraft in den verschiedenen Liedern steckt, welche melodischen Schönheiten es hier und dort zu entdecken gibt. Stephany Ortega hat wirklich alles für einen effektvollen Liedgesang: ein immer beseelt klingendes, silbriges Timbre, eine Stimme von lyrischer Eindringlichkeit, die aber auch dramatisch aufflammen kann. Manchmal scheint sie in der Höhe unter Druck an ihre Grenzen zu stoßen und nicht mehr voll ausschwingen zu können, aber dieser Eindruck wird durch die Gestaltungsgabe und das perfekte Zusammenfunktionieren mit der Pianistin aufgewogen. Die Lieder werden so nie zum Monodram, denn das Klavier redet immer mit. Dies steuert natürlich den dramatischen Ablauf und schafft eine Dynamik, welche dieses Lieder-Programm emotional sehr suggestiv werden lässt.
Die Aufnahme ist präsent und sehr natürlich, Klavier und Stimme sind perfekt ausbalanciert.