Der Leiter des Osterfestivals in Aix-en-Provence, der Geiger Renaud Capuçon, hatte vor einem Jahr den Pianisten Lahav Shani und den Cellisten Kian Soltani zum Trio gebeten. Das Konzert mit zwei herausragenden romantischen Trios liegt nun als Mitschnitt vor. Vom ersten Ton an wird das Extra an Spannung und Intensität, das die Anwesenheit des Publikums mit sich bringt, deutlich.
Die Verbindung von Tchaikovsky und Dvorak, die im Abstand von einem Jahr geboren wurden und die auch die dargebotenen Werke im Abstand von einem Jahr geschrieben haben, ermöglicht es, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu erkennen.
Die Künstler übersetzen überzeugend die Ehrung an Nicolai Rubinstein, die das russische Trio gibt. Die Interpreten zeichnen Struktur, Tempo und Zusammenhalt des Werkes, arbeiten aber genauso die mit ihm verbundenen schmerzhaften Gefühle und die Melancholie heraus. Die elegische Grundstimmung verbinden die drei Musiker mit der Kraft emotionsgeladener Gestaltung. Capuçon und Soltani reichen einander die melodischen Motive weiter und Shani nimmt sie auf. In den dynamischen Steigerungen treiben sie das Werk zu angelegter symphonischer Größe, in den lyrischen Abschnitten reflektieren sie das zuvor Erlebte.
Mit dem dritten Trio bewegt sich Dvorak auf den Spuren von Johannes Brahms, seinem Freund und Vorbild. Ohne seine böhmische Mentalität zu verleugnen, hatte Dvorak musikalische Formen vor allem aus Deutschland übernommen. Und auch diesem Stück ist Trauer, um die Mutter, immanent sowie die trotz Kammerkomposition symphonische Dimension. Melancholie und Zärtlichkeit treten im Wechselspiel auf. Die Musiker zeigen den lyrischen Charakter der Partitur aufrichtig. Trotz der dunklen Färbung der Tonart können die drei eine Aufhellung und somit die Entwicklung vom Dunkel zum Licht aufzeigen.
Renaud Capuçon bringt den warmen Klang seines Spiels und eine natürliche Virtuosität ein. Kian Soltani addiert dazu den vollen Celloklang mit handwerklicher Leichtigkeit. Der Pianist Lahav Shani, auch als Dirigent bekannt, hat am Piano eine Doppelrolle zu bewältigen. Er muss sowohl das Orchester mimen als auch melodische Aufgaben übernehmen. Shani formt Modulationen und harmonische Verläufe mit abgewogenen Gewichtungen aus. Hier zeigt sich seine große Gestaltungskraft. Im Hinblick auf die melodischen Linien wirkt er jedoch teils dominant und beherrscht den Klangraum. Das kann auch an der Aufnahmetechnik liegen und im Konzert besser gewichtet gewesen sein. Dies verleiht den Werken zwar Esprit und Drive, drängt den Klavierpart jedoch deutlich in den Vordergrund.
Hervorzuheben ist auch die technische Qualität der Aufnahme.