Ahnte er es oder ahnte er es nicht? Als Gustav Mahler 1894 Franz Schuberts Quartett ‘Der Tod und das Mädchen’ orchestrierte, waren es noch 13 Jahre bis zum Tod der eigenen Tochter, Maria-Anna, Putzi genannt. Doch 1904 komponierte er seine eigenen ‘Kindertotenlieder’…
Das Quartett schrieb Franz Schubert 1824, als er schmerzlich an der Folgen einer Syphilis-Erkrankung litt. Mahlers Bearbeitung erleichtert den Streichern das Spiel, was den Klang wohl runder macht, aber nicht zuletzt durch das Hinzufügen von Kontrabässen und größere Kontraste wird das Stück auch dramatischer, und das nutzt Roman Simovic in dieser Einspielung recht effektvoll aus. Mit den LSO Strings realisiert er eine zupackende und energetische Interpretation des Werks.
Bei der Kammersymphonie op. 110a klingen schon die ersten Töne verdächtig nach Kitsch, und das ändert sich leider kaum. Die Kammersymphonie, eines der intimsten und bekenntnishaftesten Werke Shostakovichs, verkommt hier in einer oberflächlichen, billig-dramatischen Interpretation, so als sei es eine unterhaltsame Filmmusik. Brrr, ist das geschmacklos! Im 4. Satz erreicht Simovic ansatzweise (aber wirklich nur ansatzweise) Musik mit Emotion. Wer hören will, was die Kammersymphonie op. 110a ist und welche Botschaft sie transportiert, der soll die Aufnahme der ‘Amsterdam Sinfonietta’ kaufen, da die absolute Referenzaufnahme mit den ‘Solistes Européens Luxembourg’ unter Jack Martin Händler aktuell nicht verfügbar ist.