Bei Welt-Ersteinspielungen wird man sofort hellhörig. Auf welche Entdeckungen darf man gespannt sein? Ist es ein verschollenes Werk eines berühmten Meisters oder Musik eines verschollenen Komponisten? Franz Xaver Gebel gehört eindeutig in die zweite Kategorie.
In Breslau geboren und in Wien ausgebildet, hatte er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine nicht unbedeutende Stellung im Moskauer Musikleben.
Wie wenig der Komponist bekannt und erforscht ist, darauf deutet schon allein das knappe, 7-seitige Begleitheft hin. Gebel war zweifelsohne ein mit Phantasie gesegneter Komponist, der es aber offensichtlich nicht verstand, die Dinge richtig zu ordnen. So quillt das eingespielte D-Dur-Quartett nahezu von Einfällen über, kohärent ist die Musik jedoch nicht. Wesentlich schlüssiger gestaltet sich hingegen das Es-Dur-Quartett.
Schwächen in der Komposition können Interpreten kaum ausbügeln. Sie erschweren die Aufgabe des engagierten Hoffmeister-Quartetts auf der Suche nach führenden Gedanken. Für Sammler, die ein Glied in ihre musikalische Wissenskette einfügen möchten, mag die CD dennoch reizvoll sein.