Bruckner, der Unsichere, Bruckner, der Perfektionist und Pedant – wie kaum ein anderer Komponist hat Anton Bruckner immer wieder an seinen Symphonien herumgemäkelt, hat sich von mehr oder weniger guten Ratschlägen beeinflussen lassen und mit seinen Korrekturen und Revisionen Drucker und Verleger zur Weißglut getrieben.
Das Dilemma, welche Fassung einer Symphonie gespielt wird, hat er letztendlich den Dirigenten hinterlassen. Gerd Schaller hat nun in seinem groß angelegten Bruckner-Projekt die dritte Fassung von 1890 (die Schalk-Fassung) eingespielt.
Wenn nicht schon nach den bisherigen Einspielungen, so ist Gerd Schaller spätestens nach dieser Dritten zu den bedeutenden Bruckner-Interpreten zu zählen. Er zelebriert kein Hochamt, er beweihräuchert die Musik nicht mit gedehnten Tempi, die die machtvolle Architektur der Musik unterstreichen sollen. Er entzieht sich dieser Sakralisierung durch zügiges Voranschreiten und wohldosierte Klangballungen, die nie Selbstzweck werden. Gerd Schaller denkt seinen Bruckner im Grunde kammermusikalisch. Im entgeht nicht die kleinste Nebenfigur, die er behutsam pflegt. Jedes Seitenthema hat seine Bedeutung als Element des Ganzen. So gelingt Gerd Schaller und seiner Philharmonie Festiva eine sehr differenzierte Lektüre von Bruckners Dritter mit einem intensiven Spannungsbogen, ohne dass die Musik je in ihre Einzelteile zerfällt.
Das transzendente Momentum von Bruckners Musik kommt dabei immer noch zu seinem Recht. Es war zudem eine gute Entscheidung, die Aufnahme in einer Kirche zu machen – eine Aufnahme, die durch die Räumlichkeit des Klangs, die Musik zudem sehr plastisch zur Geltung kommen lässt.