Driven; Serge Rachmaninov: Cellosonate op. 19, Elegie op. 3 Nr. 1, Orientalischer Tanz op. 2 Nr. 2, Antonio Vivaldi: Cellokonzerte RV 418 (mit einer Kadenz von Philipp Schupelius: Vivaldi meets Rachmaninov) & 424; Philipp Schupelius, Cello, Yukino Kaihara, Klavier, Metamorphosen Berlin, Wolfgang Emanuel Schmidt; # Genuin 25896; Aufnahme 05.2024; Veröffentlichung 17.01.2025 (70'10) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Dieses Album kann man von zwei Seiten angehen. Man kann fragen, wie sich der Cellist seit seinem ICMA Discovery Award 2020 entwickelt haben mag. Oder man geht darauf ein, was Rachmaninow und Vivaldi verbinden könnte und wie sich das äußert.

Aufgrund ihrer grundlegend unterschiedlichen Lebensverhältnisse der beiden Komponisten bleibt als verbindendes Element wohl nur, dass beide wussten, ihr Leben zu genießen und dass sie die Musik bedingungslos liebten und Werke schufen, deren Wert bis heute gilt. Dass sich daraus schon eine Logik ergibt, diese Werke zu kombinieren, mag man so sehen.

Die beiden Cellokonzerte von Vivaldi werden in beschwingt fließenden Interpretation gezeigt, bei denen Schupelius für das a-Moll Konzert einen Einschub zwischen zweitem und drittem Satz geschrieben hat. Abgesehen von dieser Besonderheit bietet die Musik genug eigene Aussagekraft, so dass die Interpreten sich mit ihrem Einsatz auf das eloquente Spiel fokussieren, ohne den Stücken zu persönliche Stempel aufzudrücken. Der Solist gestaltet seinen Part souverän. Die gestalterische Aussage ergibt sich aus der technischen Umsetzung.

Das Orchester, das von seinem Cellolehrer Wolfgang Emanuel Schmidt geleitet wird, folgt der Sichtweise. Der Ensemblepart wird in solide ausgearbeiteter Weise vorgetragen und stützt damit die Sololinie.

In den Werken mit Klavierbegleitung bietet Yukino Kaihara, gestützt durch die Aussteuerung der Aufnahme, einen selbstbewussten Ansatz, der diese Seite des Duos nicht versteckt. Dabei wird der Cellopart aber nicht überdeckt. Mit klarer Struktur und Technik agieren Schupelius und sie in sehr gutem Einvernehmen.

Das betrifft die Sonate und die Charakterstücke von Rachmaninov. Hier spielen beide mit unbändig jugendlichem Zugang. So wird der zweite Satz der Sonate, Allegro scherzando, nach der langsameren Einleitung für den schnelleren Teil mit den hämmernden Schlägen geradezu irdisch begonnen, wo andere, wie Queyras und Melnikov zwar deutlich markieren, aber auch geheimnisvoller und konzilianter zu Werke gehen. Die Sonate entstand nach der erfolgreichen Uraufführung seines zweiten Klavierkonzerts in durchaus gehobener Stimmung. Allerdings zeigt schon die düstere Tonart g-Moll, dass der Komponist eine leidenschaftliche, aber keine burschikose Tonsprache anstrebte.

Bei den Anmerkungen von Schupelius im Beiheft hätte man sich statt der Ausführungen zur Vita der Komponisten und der mühsam wirkenden Herleitung der Verbindungen von Vivaldi und Rachmaninov eher Erläuterungen zu seinen Gedanken, insbesondere zu dem von ihm verfassten Einschub in Form einer Kadenz bei Vivaldi gewünscht, um seinen Ideen folgen zu können. Um zur ersten Eingangsfrage zurückzukommen, die Entwicklung von Philipp Schupelius erscheint im Moment noch nicht so geradlinig.

This album, for example, can be approached from two sides. You can ask how the cellist may have developed since his ICMA Discovery Award in 2020. Or you can look at what Rachmaninov and Vivaldi might have in common and how this manifests itself.

Due to the fundamentally different circumstances of the two composers’ lives, the only connecting element is probably that they both knew how to enjoy their lives and that they loved music unconditionally and created works whose value is still valid today. It may be seen as logical to combine these works.

Vivaldi’s two cello concertos are presented in a lively, flowing interpretation, in which Schupelius wrote an insertion between the second and third movements for the A minor concerto. Apart from this peculiarity, the music offers enough expressiveness of its own to allow the performers to focus their efforts on the eloquent playing without imposing too personal a stamp on the pieces. The soloist performs his part with aplomb. The creative statement results from the technical realization.

The orchestra, conducted by his cello teacher Wolfgang Emanuel Schmidt, follows his point of view. The ensemble part is performed in a solidly crafted manner and thus supports the solo line.

In the works with piano accompaniment, Yukino Kaihara offers a self-confident approach, supported by the level of the recording, which does not hide this side of the duo. However, the cello part is not covered up. With clear structure and technique, Schupelius and she act in very good harmony.

This applies to the sonata and the character pieces by Rachmaninov. Here, both play with an irrepressibly youthful approach. For example, the second movement of the sonata, Allegro scherzando, after the slower introduction for the faster part, begins with the hammering beats in an almost earthly manner, whereas others, such as Queyras and Melnikov, although clearly marked, are also more mysterious and conciliatory in their approach. The sonata was composed after the successful premiere of his second piano concerto in a thoroughly upbeat mood. However, the sombre key of G minor already shows that the composer was striving for a passionate, but not a boyish tonal language.

In the notes by Schupelius in the booklet, instead of the remarks on the composers’ biographies and the seemingly laborious derivation of the connections between Vivaldi and Rachmaninov, one would have preferred explanations of his thoughts, in particular of the insertion he wrote in the form of a cadenza in Vivaldi, in order to be able to follow his ideas. To return to the first initial question, Philipp Schupelius’ development does not appear to be so straightforward at the moment.

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