Über die sängerischen Qualitäten des ‘Choir of King’s College’ dürfte Konsens bestehen: Es ist beste englische Chorschule, makellose Jungenstimmen, eingebettet in ein klares, stets vitales Klangbild. In dieser Produktion gesellen sich noch Zinken und Barockposaunen hinzu, die die Interpretation zusätzlich beleben und mit bemerkenswerten Farben bereichern. Stephen Cleobury lässt den Zuhörer den Glanz erahnen, den Gabrieli mit seinen chorischen Werken im Markusdom in Venedig entfaltet hat.
Da man in Cambridge nicht über die außergewöhnliche Akustik und die vier Emporen des Markusdom verfügt, hat man das gesamte Ensemble in der College-Kirche im Kreis postiert. Die Aufstellung vermittelt recht gut Gabrielis Spiel mit Echo und Nachhall, seine kunstvollen und geschickten mehrchörigen Besetzungen. Der leicht tänzerische Duktus des Vortrages und die transparente Schichtung der einzelnen Klangebenen werden Gabrielis Musik durchaus gerecht. Würden die College-Sänger sich noch überwinden, ihr verstörendes Shakespeare-Latein abzulegen, hätte der Rezensent nichts mehr einzuwenden.