Von den ersten Takten an nimmt uns diese Version des Mozart-Requiems durch ihren opulenten Klang und die mitreißende rhythmische Kraft der Musik gefangen. Der Surround-Klang mag zu dieser Präsenz viel beitragen, aber in erster Linie ist die unmittelbare Wirkung auf John Butts charismatische Leitung zurück zu führen. Man spürt hier ganz deutlich den fieberhaften Eifer, mit dem Mozart sein Requiem geschrieben haben dürfte.
John Butt kehrt übrigens für diese Aufnahme zur Süssmayr-Version zurück, allerdings nicht zu jener der ersten Veröffentlichung, sondern zu der von David Black rekonstruierten Originalfassung aus dem Jahre 1793. Butt kümmert es nicht, dass heute viele Musiker und Musikwissenschaftler Süssmayrs Arbeit als teilweise schwach bezeichnen und gerne auf neuere Bearbeitungen zurückgreifen. Butt schreibt, Süssmayr habe zweifellos Mozart am besten gekannt und sei mit seiner Arbeit vertraut gewesen, was ihn durchaus zu der Vervollständigung befähigt habe.
Die Neuaufnahme will sich als Rekonstruktion der ersten Aufführung verstanden wissen, mit einem Chor von 16, einem Orchester von 30 und einem Fortepiano-Continuo. Butt fügt aber in seinem Text auch hinzu, dass es wohl eine noch frühere Aufführung von Teilen der Requiem-Messe gegeben habe, mit einem viel kleineren Ensemble, 8 Sängern, Einzelbesetzung für Blasinstrumente und tiefe Streicher und nur einer Doppelbesetzung bei den Violinen.
Eine solche Aufführung ist sinnvollerweise auch auf der SACD enthalten, neben dem kurzen Misericordias KV 222.
Doch all das ist nicht das Wesentliche hier: als Hörer ist man begeistert über die Art und Weise, wie John Butt und sein schottisches ‘Dunedin Consort’ der Süssmayer-Version jede Süße nehmen, sie mit einem kernigen und transparenten Klang ausstatten und das, ohne tempomäßig in irgendeiner Richtung zu sündigen. Butt setzt uns mit schierer Kraft und Energie unter Hochspannung, gibt der Feierlichkeit der Musik neuen Glanz und sorgt auch mit einem so bekannten Stück für ein nachhaltiges Erlebnis. Ich darf mich damit zu meiner nunmehr bevorzugten Requiem-Aufnahme bekennen!
Recorded for the first time in Süssmayr’s original version, Mozart’s Requiem benefits from a refreshed and transparent sound, a lot of gripping rhythmic energy and superb climaxes. Yet, John Butt never strains the tempo and though he eliminates some sweetness he cares about the majestic solemnity. This is without any doubt one of the best recordings ever made of this work and from now on my favorite!