Nicht gerade kleine Bezugspunkte hat sich Olivier Greif für sein 1996 uraufgeführtes Quintett für Klavier und Streicher gewählt. Da bezieht er sich auf den Satz, den Mahler bei seinem Besuch in Helsinki zu Sibelius gesagt hat, dass eine Symphonie eine ganze Welt sei. Und den Satz von Beethoven ‘Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen’. Daraus erklärt sich dann auch der Titel des Quintetts ‘Eine Erzählung der Welt’. Umgesetzt hat er diese in einem fast 50minütigen Werk, das mit fünf Sätzen und anderen Eigenschaften sowohl den Interpreten wie auch den Hörern keine erwartbaren Lösungen bietet, sondern immer neu herausfordert. So zeigen seine Konstruktionen diverse abweichende, aber sich überlappende Schichten, die auch Einheit vermitteln sollen. Damit verbunden ist auch die Erwartung, mit diesem Werk zu
berühren, zu bewegen, zu überwältigen, und es dem Hörer zu erlauben, sich zu erheben, aber auch tief einzudringen. Diese vielschichtige Auseinandersetzung, die konstruktiv mathematischen Aspekte hier mal unerwähnt gelassen, rühren aus seiner intensiven religiös philosophisch geprägten Lebenseinstellung her, die eine zehnjährige Vertiefung inklusive Abkehr vom Komponieren einschloss.
In seinem Werk wie dem Quintett, nach der Auszeit entstanden, mischt er die Fülle seiner kompositorischen Einfälle mit Liedern diverser Religionen und auch weltlichen Texten wie den hier verarbeiteten in mindestens sechs Sprachen, die er mit der Musik verflochten hat. Sowohl musikalisch schwierig und komplex als auch im Quintett mit zum Spiel zu singenden oder rezitierenden Texten, verlangt dies von den Interpreten hundertprozentigen Einsatz.
Das wohl einzige ständige französische Klavierquintett seit der Jahrtausendwende, das Quintette Syntonia, setzt sich aus Absolventen des Pariser Konservatoriums zusammen, die sich dieser Aufgabe mit aller Intensität und Können stellen. In Frankreich wird Syntonia als eines der besten Kammermusikensembles gesehen. Sie nähern sich der Partitur ohne erkennbare Schüchternheit und ziehen eine gesunde Energie daraus. Die Sicherheit und Präzision, mit der sie dieses Werk inklusive der einzuwebenden Texte bewältigen, ist erstaunlich, zumal sie auch die musikalische Aussage darüber nicht vergessen. Syntonia formuliert jeden Moment mit unglaublichem Ausdruck. Diese Beherrschung trägt dazu bei, scheinbar unzusammenhängender Musik Struktur und Verständlichkeit zu geben.