Dass das Opus 120 von Johannes für Klarinette und Klavier komponiert und später für Bratsche und Klavier arrangiert wurde, ist bekannt. Doch selten hatte man den Eindruck, dass die Klarinette total verdrängt wird und man meinen könnte, das Streichinstrument habe am Beginn aller kompositorischen Überlegungen gestanden. Das was Nils Mönkemeyer in diesen Aufnahmen auf seinem Instrument zeigt, ist jedenfalls in einem Masse authentisch, dass man nur staunen kann.
Mönkemeyer hat übrigens nur auf die Brahms-Bearbeitung der ersten Sonate zurückgegriffen, die zweite in Es-Dur spielt er hingegen direkt aus der Klarinettenstimme.
Zusammen mit dem Pianisten William Youn kommt ein kammermusikalisches Konzertieren zustande, wie man es sich idealer nicht vorstellen kann. Nicht nur in den langsamen Sätzen reagiert Mönkemeyer sehr empfindsam und kantabel, denn selbst im Vivace der ersten Sonate lassen er und sein Klavierpartner sich Zeit, um zu atmen und zu singen. Beide Interpretationen beruhen bei aller Flüssigkeit des Musizierens nicht auf drängendem ‘Losgehen’, sondern auf dem Überschwang des Ausdrucks: In diesen Brahms-Sonaten breitet ein großes, mächtiges Espressivo seine Flügel aus.
Nils Mönkemeyers sensuellem Bratschenton steht Williams Youns nuancenreicher Klavierklang gegenüber, weil der Pianist weiß, wie er durch dynamische und agogische Feinheiten eine plastische Deklamation herausarbeitet, die zu einem kongenialen, urmusikalischen Zusammenspiel mit dem Bratschisten führt und sich ideal mit dessen sinnlich-schönem Klang verbindet. So bekommen diese Sonaten diese reife, schwere Süße, deren Poesie wohl selten so intensiv zu hören war.
Als ‘Zugaben’ gibt es die Ungarischen Tänze Nr. 1, 4, 5 und 16, wobei der Tanz Nr. 1 in der Fassung von Joseph Joachim für Violine und Klavier aufgenommen wurde. Für die anderen Tänze hat Nils Mönkemeyer den Komponisten Marco Hertenstein, den Dirigenten Peter Wiesenauer und den Cellisten Stephan Koncz gebeten, eigens für diese CD Bearbeitungen zu erstellen. Besonders in den Tänzen, in denen das Signum-Quartett mitspielt, kommt eine wirkliche Kaffeehaus-Atmosphäre auf, und die Spiellust der Interpreten dringt intensiv aus den Lautsprechern.
With Nils Mönkemeyer and William Youn we have two performers giving wonderfully warm, characterful and sensual interpretations of Brahms’s Viola Sonatas. They don’t lack neither lyricism nor spontaneity and they show that even though the clarinet versions came first, the composer must have thought of the string instrument from the very beginning.