Reinhold M. Glière wurde 1875 in Kiew (Ukraine) geboren. Sein Vater Ernst Moritz Glier stammte aus Sachsen, seine Mutter aus Polen. Ab etwa 1900 nannte sich der Komponist, der zu dem Zeitpunkt in Moskau seine Studien beendete, Glière, was später zu der Mär führte, er sei belgischer Abstammung. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Lehrer, hinterließ aber auch ein imponierendes kompositorisches Oeuvre mit Opern, Balletten, Symphonien, Konzerten, Kammermusik, Liedern….. Seine 3. Symphonie entstand in den Jahren 1909-1911. Sie ist Alexander Glazunov gewidmet und trägt den Untertitel ‘Ilja Murometz’. 1914 wurde sie mit dem Glinka-Preis ausgezeichnet, was ihr dennoch nicht zu mehr Popularität verhalf.
Ilja Muromets ist eine Heldengestalt der Kiewer Tafelrunde. Der kränkliche Muromets soll bis zu seinem 33. Lebensjahr gelähmt gewesen sein. Dann wurde er auf wundersame Weise von zwei Pilgern durch einen Met-Trunk geheilt. Von einem sterbenden Ritter erhielt er übernatürliche Kräfte, befreite die besetzte Stadt Kiew und verteidigte Tschernigow gegen die Tataren. Sein Pferd konnte mit menschlicher Stimme sprechen.
Muromets ist die einzige Sagengestalt, die von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde. Seine sterblichen Überreste ruhen angeblich mumifiziert in den Asketenhöhlen im Kiewer Höhlenkloster und können dort besichtigt werden.
Glières dritte Symphonie hat die Heldentaten des Ilja Muromets zum Programm:
I. Wandernde blinde Sänger. Ilja Muromets und der Heilige. Andante sostenuto. Allegro risoluto
II. Der Nachtigallen-Räuber. Andante
III. Bei Wladimir, dem Sonnenfürsten. Allegro
IV. Die Heldentaten und die Versteinerung von Ilja Muromets. Allegro tumultuoso. Tranquillo. Maestoso solemne. Andante sostenuto.
Die Musik verrät den Einfluss von Borodin, Glazunov und (ganz besonders deutlich im flirrenden 2. Satz) Scriabin, ohne aber je epigonenhaft zu wirken. Glière gestaltet sein Programm klanglich sehr einfallsreich und deutlich, und seine Orchestrierung ist grandios. Das nutzt Joann Falletta in ihrer prachtvollen, sehr dramatischen Interpretation voll aus, wodurch das Werk ungemein tonmalerisch, spannungsvoll und rhetorisch wird. Das ‘Buffalo Philharmonic’ zeigt sich von seiner besten Seite und beeindruckt mit einem präzisen und farbigen Spiel auf höchstem Niveau. In dieser faszinierenden Einspielung zeigt die 70 Minuten lange Komposition denn auch keine Länge, und da die Tontechnik für eine sehr transparente Aufnahme gesorgt hat, sind alle Faktoren vereint, um diesem Meisterwerk Referenzstatus zu geben.
JoAnn Falletta and her brilliantly playing orchestra succeed in giving Glière’s sumptuous Third Symphony a highly dramatic and extremely colorful character, so that the 70 minutes are never too long. A top recommendation!