George Li, Gewinner einer Silbermedaille beim Tchaikovsky Wettbewerb, legt bei Warner seine erste CD vor. Nach einer muskulösen Haydn-Sonate kommt eine nicht weniger fulminante und leider höchst oberflächliche Zweite Sonate von Frédéric Chopin. Der 22-Jährige lässt sich von seiner eigenen Lust am Musizieren mitreißen, er berauscht sich am Klavierklang und verpasst die Gelegenheit, die Musik in ihrer Tiefe auszuloten.
Nach Trifonov und Osborne fällt es schwer, sich mit Lis ‘Corelli-Variationen’ anzufreunden. Auch in diesem Werk schliddert er über die Musik hinweg, und manches, was er an persönlicher Gestaltung einbringt, wirkt manieriert. Viel schlimmer aber wird es in Liszts ‘Zweiter Ungarischer Rhapsodie’. Diese Interpretation ist mit ihrer selbstverliebten Klangverzierung sowas von gekünstelt, dass einem ob derart viel Zuckerguss und Schlagsahne fast übel wird, und sich daher die Frage stellt, ob hier nicht etwa ein junger Lang Lang heranwächst, also einer jener Pianisten, die technisch keine Grenzen kennen und Klavier sowie Musik großer Komponisten benutzen, um mit ihrer eigenen Show das Publikum zu bezirzen.
A muscular Haydn sonata, a brilliant, yet superficial Chopin sonata, the no less superficial Corelli Variations and a factitious Hungarian Rhapsody show a technically brilliant pianist who clearly cares more for his own show than for the music. It looks like there is another Lang Lang in the oven.