Der 1960 in Grenoble geborene Patrick Burgan, ein Schüler u.a. von Ivo Malec und Betsy Jolas, komponierte sein Requiem in den Jahren 2003 und 2004 auf den lateinischen Requiem-Text und gemäß einem ganz präzisen Lastenhaft des Auftraggebers, und das war der französische Staat. Das Lastenheft schrieb auch die Besetzung vor: Mezzostimme, Chor, Klarinette, Saxophon, Cello, Schlagzeug und Orgel.
Ganz anders als in den Vorgänger-Requiem-Kompositionen aus Frankreich, jenen von Fauré und Dutilleux, die der tröstend-kontemplativen Gattung angehören, ist Burgans Werk, immer gemäß dem Auftrag, die Äußerung des Urschreis zur Befreiung von Schmerz und Pein. Burgan hat die Einfallskraft, um jedem Textpassus eine eigene Form und einen eigenen Charakter zu geben. Und so geht es abwechslungsreich von Szene zu Szene weiter. Jede ist ein Ganzes für sich und hängt zugleich mit dem Vorangegangenen und dem Nachfolgenden zusammen.
In dieser kontrastreichen Musik zwischen der Radikalität des Urschrei-Entdeckers Janov, dem Drama des Textes und längeren meditativen, gelösten, befreiten Passagen, stellt der Chor die verängstigte menschliche Gemeinschaft dar, die um Erlösung fleht. Anklänge an das Dies Irae, aber auch an den Penderecki-Akkord sowie eine ganz charakteristische Benutzung der Instrumente, um Klangeffekte zu produzierten, lassen dieses Requiem zu einem musikalisch sehr originellen Stück werden, das den Hörer eine Stunde lang fesselt und das wegen der Qualität einen wichtigen Platz in der langen Reihe der Requiem-Vertonungen einnimmt.
Die Aufführung durch den Mikrokosmos Chor und die vorne aufgeführten Solisten ist spannungsvoll und packend. Der klare und präzise Klang der Aufnahme ist vorbildlich in der Transparenz und der Balance, und das vom feinsten Feinlaut bis zum Fortissimo und den letzten Grenzen des musikalisch Möglichen, von Himmelfahrten bis zu Höllenstürzen.