Auf 14 CDs veröffentlicht die Seattle Opera bei Avie ihren von Publikum und Kritik gefeierten ‘Ring’-Zyklus von 2013. Doch hier bestätigt sich einmal mehr: was im Saal ‘durchging’ und möglicherweise sogar gut klang, hat auf CD ohne den Ablenkungsfaktor Bild keine Chance im Vergleich mit Spitzenaufnahmen. Aber musikalisch ist dieser ‘Ring’ dennoch von einer Qualität, die hoch genug ist, um ‘Ring’-Enthusiasten akzeptable Nahrung vorzusetzen.
Der vielleicht interessanteste Aspekt ist das Dirigat von Asher Fisch: er dirigiert recht langsam, und seine Interpretation wirkt sogar langsamer als ein Vergleich letztlich ergibt. Ich war richtig erstaunt, dass Fisch im ersten Akt der ‘Walküre’ z.B. nur eine gute Minute langsamer ist als Bruno Walter und nur zweieinhalb Minuten mehr braucht als Karajan. Ich hatte mit einer größeren Differenz gerechnet. Aber Fischers Ring-Musik ist mächtig, er setzt das durchaus gute Orchester sehr klangmalerisch ein und fordert von den Sängern übermenschliche Leistungen. Hier wird keiner geschont!
Zu den Sängern: Stefan Vinke hinterlässt einen eigentlich recht guten Eindruck als Siegfried: seine Stimme ist im Mittelbereich etwas blass, aber in der Höhe erstaunlich strahlend und kraftvoll. Auch Stuart Skelton ist als Siegmund auf der Habenseite dieses Sets. Die Tenöre Mark Schowalter (Loge) und Dennis Petersen (Mime) sind ebenfalls gute Besetzungen.
Greer Grimsleys schwarze Baritonstimme gefällt mir gut in den Rollen von Wotan und Wanderer, genau wie Richard Paul Finks kraftvolle Stimme für den Alberich. Margaret Jane Wray gehört vielleicht nicht zu den raffiniertesten Stimmen, aber ihre Sieglinde ist sicher keine schlechte Leistung. Stephanie Blythe ist eine charaktervolle Fricka. Die Nebenrollen sind in vielen Fällen nicht besonders gut besetzt – Riesen, Walküren, Hunding, Fafner, Hagen, Waldvogel – und Alwyn Mellor (Brünnhilde) wartet mit einem doch sehr unausgeglichenen, oft zu kraftlosen Gesang auf.
Die Aufnahme ist technisch eigentlich recht gut, wenn auch manchmal einzelne Blechinstrumente zu stark hervorgestrichen werden. Problematisch ist die Szene, in der Siegfried Fafner tötet, weil der elektronisch verstärkte Fafner total breiig im Hintergrund versinkt.
Alles in allem hat dieses Set meine anfängliche Skepsis vom Tisch gefegt und meine nicht allzu hohen Erwartungen übertroffen. Für Wagnerianer ist dieser ‘Ring’ aus Seattle ein sicher nicht unwichtiges Dokument.
Nobody would expect this production being so good to match any of the existing first class recordings of Wagner’s Ring. But it certainly is not bad. Some of the singers are really good, others are disappointing, but at the bottom line we still have a positive result. Asher Fisch’s characteristic conducting is among the most interesting aspects of the Seattle Ring which should be up to an enriching experience for any experienced Wagnerian.