Der im vergangenen Jahr gefeierte zweihundertste Geburtstag des Komponisten Louis James Alfred Lefébure-Wely (1817-1869) ist vermutlich an den meisten spurlos vorbeigezogen. Die Auswahl an Werken, die auf dieser Doppelausgabe vorgestellt werden, kommt somit auch zu spät, aber sie ruft immerhin die wichtigste Seite dieses Tonsetzers in Erinnerung, seine Werke für Tasteninstrumente. Lediglich die dramatische Sonate für Violine und Klavier erweitert hier den Blick. Wobei auch die anderen sechs Stücke auf drei verschiedenen Instrumenten vorgetragen werden. Es sind dies das Klavier, das Harmonium oder expressive Orgel und das Harmonicorde (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Harmonichord). Die beiden letztgenannten Instrumente wurden von Alexandre-François Debain, der im 18. Jahrhundert lebte, entwickelt. Dem Harmonium, einem Zungeninstrument, hat Debain 1855 beim Harmonicorde auf der Rückseite eines Harmoniums Streicher hinzugesetzt, bei denen über eine eigene Tastatur mit Hämmern die Saiten anschlagen werden. Dieser bereichernde Klang verschärft und verlängert den Ton und ist folglich etwas weniger trocken.
Lefébure-Wely, 1817-1869, verbrachte den Großteil seines Lebens in Paris und war als Komponist und Improvisator an drei der größten Orgeln der Stadt bekannt, weshalb er achtungsvoll als offizieller Organist des Empire, Offenbach der Orgel, Prinz der Tasteninstrumente oder eben Prinz der Organisten tituliert wurde. Bezeichnend für seine Werke ist sein beim Bürgertum beliebter wie von Reformern der Kirchenmusik oftmals gescholtener mondäner Stil. Volkstümliche Themen wie Can-Can oder Elemente der Salonmusik und Operette werden mit dem Stil der französischen Romantik gemischt, wobei er gefällige, eingängige Motive für seine Themen findet.
Die Stimmen der eröffnenden Caprice für zwei Harmonicordes wurden auf einem Instrument nacheinander eingespielt, da dieses Instrument selten ist. Zwei kurze Stücke, eine ‘Improvisation’ und ‘Baskische Hochzeiten’ sind ebenfalls für dieses Instrument geschrieben. Für das normale Harmonium gedacht sind die ‘Lieder des Herdes’ und die ‘Bretonische Hochzeit’. Einen großen Zyklus von fast einer Stunde, 24 melodische Etüden für sich entwickelnde Harmonien, hat er dem Klavier zugedacht. Die halbstündige dramatische Sonate für Violine und Klavier ist der Schwerpunkt der ersten CD. Die Caprice und diese Violinsonate sind von gewissermaßen hyperaktivem Spiel geprägt, so dass der Hörer sofort in die Klangwelten von Lefébure-Wely hineinkatapultiert wird. Während diese beiden Kompositionen einen ernsteren Ton anschlagen, haben die anderen Werke eine leichte, eingängige Textur, ohne zu langweilen oder sich anzubiedern. Sie entfalten gut hörbaren Charme. Eine Besonderheit weist die Komposition der Etüden auf. An jeder hängt am Ende nochmal ein Zitat der Melodie an, die mit Modulation schon auf die nächste Stufe verweist.
Der ursprünglich aus Rumänien stammende Marian Iacob Maciuca hat früh in Frankreich seine Heimat gefunden. Hier widmet er sich mit Inbrunst, aber auch gepflegtem Spiel dem dramatischen Ausdruck des Werkes, so dass sich der Komponist wohl gefreut hätte. Die Pianobegleitung und alle anderen Werke hat Pascal Auffret eingespielt. Er stemmt mit Nachdruck die Tasten, insbesondere in den akkordischen Schlägen. Daneben weiß er aber auch mit leichter Hand die Volkstümlichkeit der Melodien zur Erquickung des Zuhörers wirkungsvoll zu präsentieren.