Mozarts Don Giovanni liegt in etlichen sehr guten Aufnahmen vor, und es besteht eigentlich kaum ein Bedarf für diese Wiederveröffentlichung eines Mitschnitts von den Salzburger Festspielen 1970. Aber hier haben wir es mit einer exzellenten Karajan-Aufnahme zu tun, und mit nicht weniger exzellenten Sängern, so dass eine insgesamt hervorragende Aufführung dokumentiert wird. Ein Sammler-Objekt!
Hauptmerkmal der Aufführung ist das kontrastreiche Dirigat. Karajan arbeitet mit hier gedehnten, dort straffen Tempi (nicht ganz so prononciert wie in seiner Studioaufnahme von 1986) und das ergibt eine spanungsvolle Interpretation.
Nicolai Ghiaurov ist in der Titelrolle von elektrisierender Präsenz. Sein Don Giovanni ist ein egozentrischer, lustvoll Getriebener, ein Athlet für sexuelle Abenteuer, wie man ihn prägnanter nicht darstellen kann. Dabei bleibt die Stimme immer klangschön und geschmeidig. Kein Zweifel Nicolai Ghiaurov war einer der größten Interpreten dieser Rolle.
Ihm gegenüber steht der stimmlich im Timbre ganz anders gelagerte Geraint Evans als bemerkenswert guter und leibhaftiger, höchst durchtriebener Leporello. Die beiden Rollen werden somit sehr gut differenziert.
Der Don Ottavio von Stuart Burrows ist absolut hinreißend. Er singt bedeutungsvoll und lebt die schwierig darzustellende Figur voll aus.
Die übrigen Männerrollen sind genauso gut besetzt, und die Damen bleiben keinen Millimeter unter diesem Niveau.
Gundula Janowitz setzt ihre wunderschöne Sopranstimme sehr gut für die Donna ein, die sie als eine vom Leid geprüfte, zerbrechliche und dennoch sehr determinierte Person zeichnet.
Die polnische Sopranistin Teresa Zylis-Gara ist eine wirkungsvoll singende Elvira mit einer wirklich sehr schönen Stimme. Sie hebt sich damit in den Rang einer der besten Interpretinnen dieser Rolle.
Olivera Miljakovic ist eine leichte, anmutige Zerlina, die mit Rolando Panerai einen exquisiten Masetto zur Seite hat.
Die Wiener Philharmoniker spielen überwältigend gut, spannungsvoll und sind ein williges Instrument in Karajans fordernd gestalterischer Hand. Wie gesagt: dies ist ein Sammlerstück allererste Güte.
Mozart’s Don Giovanni is available in a number of very good recordings, and there is hardly any need for this re-release of a recording from the 1970 Salzburg Festival. But here we have an excellent Karajan recording, with no less excellent singers, documenting an overall outstanding performance. A collector’s item!
The main feature of the performance is the contrasting conducting. Karajan works with tempi that are stretched here and tightened there (not quite as pronounced as in his studio recording from 1986), and this results in an exciting interpretation.
Nicolai Ghiaurov has an electrifying presence in the title role. His Don Giovanni is an egocentric, lust-driven man, an athlete for sexual adventures, who could not be portrayed more succinctly. At the same time, the voice remains beautiful and supple. There is no doubt that Nicolai Ghiaurov was one of the greatest interpreters of this role.
Opposite him is Geraint Evans, whose voice has a completely different timbre, as a remarkably good and lively, highly cunning Leporello. The two roles are thus very well differentiated.
Stuart Burrows’ Don Ottavio is absolutely enchanting. He sings meaningfully and lives the difficult character to the full.
The other male roles are equally well cast, and the ladies are not an inch below this level.
Gundula Janowitz uses her beautiful soprano voice very well for Donna, whom she portrays as a fragile and yet very determined person, tested by suffering.
Polish soprano Teresa Zylis-Gara is an effective Elvira with a truly beautiful voice. She ranks among the best interpreters of this role.
Olivera Miljakovic is a light, graceful Zerlina who has an exquisite Masetto at her side in Rolando Panerai.
The Vienna Philharmonic play overwhelmingly well, full of tension, a willing instrument in Karajan’s demanding creative hand. As I said, this is a collector’s item of the highest quality.