In einem Gedichtband des amerikanischen Dichters John Haines (1924-2011) fand die niederländische Mezzosopranistin Christianne Stotijn die Inspiration für ihre CD ‘If the owl calls again’. Sie betont aber auch im Booklet, dass sie im Wald wohne und oft den Schrei der Eulen gehört habe. « Für mich », so sagt sie, « ist der Schrei der Eulen ein Schrei des Schmerzes, des Lebens und des Todes. Er ist aber auch eine Aufforderung für den Menschen, zu seiner Mission zurückkehren und seine Existenz zu hinterfragen. »
Aus dieser Haltung heraus sammelte sie 21 Lieder mit nicht selten religiöser Thematik in verschiednen Sprachen, Hebräisch, Aramäisch, Russisch, Französisch, Englisch, Deutsch und Niederländisch. Christianne Stotijn engagiert sich damit für Natur, Freiheit und Spiritualität. Gleichzeitig setzt sie sich für unbekanntes Repertoire ein, und neben Fant de Kanters reizvollen Liedern stellt für mich Marcel Delages Zyklus ‘Quatre Poèmes Hindous’ mit seinen exotischen Klängen einen der Höhepunkte der CD dar. Klanglich sehr interessant ist auch Ravels ‘Kaddish’, in dem in dieser Aufnahme neben dem Klavier und dem Kontrabass auch ein Duduk, ein armenisches Holzblasinstrument benutzt wird.
Über das programmliche Interesse hinaus ist auch die musikalische Umsetzung bemerkenswert. Christianne Stotijn singt mit weit gestreckter Dynamik und erreicht mit einer großen Palette von Gestaltungsmitteln viel Expressivität. Man hätte sich freilich an manchen Stellen etwas weniger Vibrato gewünscht, aber diese Einschränkung fällt letztlich angesichts der gesamten künstlerischen Leistung nicht weiter ins Gewicht.
Die Aufnahme ist räumlich und präsent, die Booklet-Texte sind lesenswert und von Vorteil ist es, dass die Liedtexte samt englischer Übersetzung abgeduckt werden.
On this exquisite CD Christianne Stotijn sings a very interesting program of spiritual content. Her voice is expressive, shining over a few well chosen, subtle accompaniment.