Die Kantate ‘Mache dich auf, werde Licht’, das Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun, stammt aus seiner Zeit am Hof des Herzogs in Braunschweig. Die Bedeutung des 25Weihnachtsgeschehens für Leben und Sterben der Christen ist Gegenstand dieser Kantate, weshalb sie allgemein als Weihnachtsoratorium bezeichnet wird. Für Graun, der heutzutage eher als Opernkomponist der Hofoper ‘Unter den Linden’ unter Friedrich II. bekannt ist, war bereits dieses frühe Werk eine gute Gelegenheit, seine Fähigkeiten einzusetzen.
In den 23 Sätzen setzt er Choralbearbeitung und polyphonen Satz vielgestaltig ein und belebt auch Arien und Rezitative durch diverse Instrumentalbegleitungen und Ausgestaltungen. Das Nebeneinander von Bibelversen und Kirchenliedstrophen bietet ihm die Plattform, erzählerische und kontemplative Passagen nebeneinander zu stellen. Deuten auch viele Elemente auf die von ihm in Braunschweig eingesetzten Stile hin, so finden sich auch Anklänge an die frühklassische Ästhetik, die seine späten Berliner Jahre prägen.
Wenn auch die Mittel von der hohen Qualität des kompositorischen Schaffens zeugen, so ist dem Werk das Schicksal widerfahren, dass es mit dem nur wenig später entstandenen Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach verglichen und dann üblicherweise übersehen wird. Will man auch dem zuletzt genannten Werk seine außerordentliche Qualität zugestehen, so ist die Reanimation der Kantate von Graun dennoch zu begrüßen. Sie wurde im Übrigen erst in den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts in Washington wiederaufgefunden
Das Münchner Ensemble ‘Arcis-Vocalisten’ und das Orchester ‘L‘arpa festante’ haben mit ihren besonderen Programmgestaltungen und formidablen Darbietungen über ihre Heimatregion hinaus für sich einnehmen können. Schon mit dem Passionsoratorium dieses Komponisten haben sich die Klangkörper für eine Aufnahme zusammengefunden. Dieses langjährige gemeinsame Musizieren kommt auch dem hier vorgestellten Werk zugute, indem sie dem Werk, das mit Effekten sparsam umgeht, alle hörenswerten Momente entlocken. Die Leitung obliegt den bewährten Händen des Chordirigenten Thomas Gropper.
Das an die Begleitung von Gesangssolisten und Chören gewöhnte Orchester bietet den Sängern mit seinem fein durchwirkten Klangteppich eine zugleich sichere, unterstützende und auch durchlässige Partnerschaft. Bei den Solisten werden insbesondere die Sopranistin Monika Mauch und der Tenor Georg Poplutz von der Komposition mit größeren Partien verwöhnt. Die Sopranistin erfüllt ihren Part reizvoll mit ihrer jungenhaften beweglichen Stimme. Dem sowohl ausdrucksstarken als auch empfindsam singenden Tenor kommen die affektorientierten Passagen für seinen Gesang entgegen. Kleinere Rollen sind der Altistin Marion Eckstein und dem Bassbariton Raimund Nolte zugeordnet, die sie jedoch mit ansprechendem Engagement füllen.
Die Aufnahmetechnik hält sich unauffällig im Hintergrund und unterstützt die Präsentation mit dieser Zurückhaltung. Etwas mehr von den mehrfach genannten Affekten hätte man sich auch für das Gesamtergebnis gewünscht, das so ein wenig zu sicherheitsbetont erklingt.