Erstaunlich, dass man diese wundervolle Oper von Bohuslav Martinu so selten hört. Die surrealistische Geschichte um das Vergessen besitzt durchaus kafkaeske Merkmale, erinnert aber auch irgendwie an Dürrenmatts ‘Besuch der alten Dame’, obwohl die Thematik eine ganz andere ist und viel zu komplex, um sie hier zu resümieren.
‘Julietta’ ist für mich sowohl von der Geschichte wie auch von der Musik her gesehen eine der interessantesten und vielleicht auch wegweisendsten Opern des 20. Jahrhunderts, obwohl sie nie ihren Platz im Repertoire gefunden hat. Zwei Gesamtaufnahmen gibt es von diesem Meisterwerk, die tschechische Fassung unter Krombholc ist vergriffen und die der Bregenzer Mitschnitt mit Eva-Maria Westbroek ziemlich teuer. Darum liegt es nahe, sich für diesen Frankfurter Mitschnitt zu entscheiden, zumal er sängerisch und musikalisch keine Wünsche offenlässt.
Sebastian Weigle dirigiert das ‘Frankfurter Opern-und Museumsorchester’ mit viel Gefühl für die Personen und den dramatischen Verlauf. Die beiden Hauptrollen sind mit Juanita Lascarro als Julietta und Kurt Streit als Michel bestens besetzt, so dass man sich als Hörer beruhigt zurücklehnen kann und die komplexe Geschichte (am besten mit Libretto) entspannt verfolgen kann. Das Booklet enthält eine lesenswerte Einführung!