Sound of Freedom: Imants Kalnins: Symphonie Nr. 4, Cellokonzert; Marta Sudraba, Cello, Liepaja Symphony Orchestra, Atvars Lakstigala; 1 CD Skani 042; Aufnahme 10/2014, Veröffentlichung 02/2016 (69'52) – Rezension von Norbert Tischer
Imants Kalnins ist ein Komponist von Rock- und Popmusik, und das hört man unschwer in den Kompositionen, die er für den klassischen Bereich schreibt, in denen er klassische Elemente mit modernen Rock-Elementen kombiniert und daraus eine dramatische und letztlich nicht unattraktive Musik kreiert.
Seine vierte Symphonie aus dem Jahre 1973 kann Mosolovs ‘Eisengießerei’ Konkurrenz machen. Das rockige Werk enthält viel Musik, die Konnotationen zu Maschinenhallen oder martialischen Militärrhythmen erlaubt. Es ist in jedem Fall ein lautes Erlebnis! Dem Dirigenten dieser Aufnahmen, Atvars Lakstigala, gelingt es, viel Spannung in die Musik zu bringen und die aufgeregt-nervösen Passagen in Kontrast zu einigen wohltuend ruhigen Momenten zu stellen.
Das Cellokonzert schwankt zwischen lyrischen und dramatischen Passagen und macht einen eher inkohärenten Eindruck. Mag sein, dass der Komponist in den Sechzigerjahren (das Konzert entstand 1963) den Druck des sowjetischen Machthabers und dessen Vorgaben für linientreues Komponierten stärker verspürte und damit nicht ganz klar kam. Die lettische Cellistin Marta Sudraba versucht, in die manchmal kühle und akademisch wirkende Musik etwas Gefühl zu bringen, was ihr zumindest in den ruhigen Teilen auch gut gelingt.
Eine Frage wirft letztlich der Titel des Albums auf: « Sound of Freedom », eine seltsame Bezeichnung für zwei Stücke, die in der Zeit der sowjetischen Besatzung entstanden. Aber vielleicht soll er ja auch nur zeigen, dass Kalnins auch damals die Hoffnung nach Freiheit nicht aufgab und sich nach ihr sehnte…
Imants Kalnins’s classical music is strongly influenced by his rock and pop activities. It is often loud, yet varies from nebulously darting to martial tunes. The performances are committed and rhetorically dramatic.
