Als Kind ist es sicherlich schön, wenn man zu Weihnachten genau das geschenkt bekommt, was man sich gewünscht hat. Als Erwachsener mag einen das auch freuen, ist aber zugegebenermaßen auch etwas langweilig. Umso größer aber ist das Glücksgefühl, wenn man auf dem Gabentisch eine echte Überraschung findet. Und die bereiten Stefan Schuck und sein Ensemble ‘Sirventes Berlin’ mit der ‘Berliner Weihnacht a cappella’.
Die CD stellt Werke von Komponisten vor, die aus Berlin stammen, dort arbeiteten oder dies noch tun. Das informative Booklet zeigt stilistische und historische Bezüge sowie Querverbindungen auf, wodurch sich die CD wie ein akustischer ‘Stadtrundgang’ ausnimmt, ähnlich der Leipziger ‘Notenspur’, die einen an zahlreiche Wirkungsstätten namhafter und weniger bekannter Komponisten führt. In Berlin begegnet man Max Bruch, Peter Cornelius, Carl Thiel, Hans Chemin-Petit, Max Gulbins oder Albert Becker. Und natürlich Felix Mendelssohn, einem der berühmtesten Mitglieder der Berliner Singakademie sowie anderen Komponisten aus diesem Umfeld; auch der Staats- und Domchor als ältestes Musikensemble der Stadt brachte diverse schreibende Musiker hervor, die auf der CD ebenfalls zu Wort kommen. Wieder andere unterrichteten in der heutigen Hauptstadt.
Das Programm ist äußerst geschmackvoll zusammengestellt. Man hört wunderbar interpretierte bekannte Lieder wie ‘Maria durch ein Dornwald ging’ von Günther Raphael oder (leider nur!) zwei der Sprüche zum Kirchenjahr von Mendelssohn. Und man begegnet spannenden Sätzen gängiger Advents- und Weihnachtslieder, die als Choralmotetten die geläufigen Melodien neu zum Klingen bringen, darunter Hugo Distlers Variationen über ‘Es ist ein Ros entsprungen’. Ansprechend sind auch die Werke der Zeitgenossen Helmut Barbe und Frank Schwemmer, der seine Motette ‘Dies ist der Tag’ 2010 für ‘Sirventes Berlin » als Auftragswerk schuf.
Alles erklingt in einem perfekten, kristallklaren und linearen Chorsound, der in allen Stimmen höchst homogen besetzt ist. Weit ausgesungene Bögen begeistern ebenso wie die gut durchhörbare Aus- und Absprache sowie die stabilen Schlussakkorde. Einige der Tracks wurden bereits vor sieben Jahren aufgenommen, andere erst vor wenigen Monaten. Laut Besetzungsliste hört man hier tatsächlich zwei verschiedene Chöre zu jeweils vier mal drei Stimmen. Dass der Dirigent Stefan Schuck beiden Ensembles eine derartig gleich-brillante Leistung abverlangen kann, spricht für die hohe Qualität von ‘Sirventes Berlin’. Diese CD zieht bislang Unbekanntes ins helle Licht und erweist sich damit als ein wirklich geschmackvolles Weihnachtsgeschenk.