Obwohl Pier Giuseppe Sandoni in seiner Heimatstadt Bologna bestens eingerichtet war, zog es auch ihn wie viele andere italienische Künstler nach England. Dort stand er in Diensten von Händel. In dessen Auftrag holte er die italienische Primadonna Francesca Cuzzoni nach London, mit der zusammen er zunächst ungebunden, später verheiratet, dank ihrer Gagen ein Leben in Saus und Braus führte. Daneben war Sandoni ein angesehener Cembalist und Komponist.
Aus einer von einer Gönnerin veröffentlichten Sammlung von sechs Kantaten sind hier drei zu hören. Diese sind Opern im Kleinen und zwar nicht nur im Umfang, sondern auch in der Einhegung der dargestellten Emotionen und der stilistischen Herausforderungen wegen; es werden kaum Koloraturen genutzt. Formal orientieren sie sich mit zwei Arien, einer langsamen und einer schnellen, denen jeweils ein Rezitativ vorangestellt ist, an Händel.
Daneben bietet die CD eine Triosonate, die in der Form an Corelli erinnert sowie drei unterschiedliche Werke für das Cembalo. Nicoleta Paraschivescu hat bei Nachforschungen entdeckt, dass zwei Sätze aus der Suite g-Moll, ein Prelude und eine Allemande, den Allemanden BWV 836 und 837 im Clavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach entsprechen. Die beiden Sätze wurden also von Sandoni übernommen.
Francesca Aspromonte setzt ihre Sopranstimme mit viel Beweglichkeit ein. Dazu verfügt sie auch über die technischen Fertigkeiten. Da es hier an den virtuosen Anforderungen mangelt, kann sie zuvörderst mit Leichtigkeit den Fluss der Musik gestalten. Sie weiß auch mit ihrem Legato, vorbildlicher Artikulation und einer ausgewogener Vokalführung zu gefallen.
Die Interpretationen des Ensembles La Floridiana zeichnen sich durch einen lebendigen und farbigen Vortrag aus. Der Sängerin lassen sie aber den Freiraum, den diese benötigt. Die Sonata Settima a Trè für zwei Violinen und Basso continuo wird von den Geigern Katharina Heutjer und Johannes Frisch mit frischem Gestus sehr ansprechend gespielt.
Die Leiterin des Ensembles La Floridiana, Nicoleta Paraschivescu, hat neben dem Dirigat auch das Cembalo übernommen. Mit ausgefeilter Technik und einfallsreich gestaltet sie diese Kompositionen. Die vom Label gewohnt hochwertig ausgestattete Veröffentlichung hat im informativen Beiheft neben weiteren Informationen zu Leben und Werk auch die Texte der Kantaten zu bieten, so dass diese Ersteinspielungen eine lohnende Katalogbereicherung sind.
Although Pier Giuseppe Sandoni was well established in his hometown of Bologna, he, like many other Italian artists, was drawn to England. There he was in the service of Handel. On Handel’s behalf, he brought the Italian prima donna Francesca Cuzzoni to London, with whom he lived a life of luxury, at first unattached, later married, thanks to her fees. In addition, Sandoni was a respected harpsichordist and composer.
From a collection of six cantatas published by a patroness, three are heard here. These are operas in miniature, not only in scope but also in the containment of the emotions portrayed and the stylistic challenges; hardly any coloratura is used. Formally, they follow Handel with two arias, one slow and one fast, each preceded by a recitative.
In addition, the CD offers a trio sonata, reminiscent of Corelli in form, as well as three different works for the harpsichord. Nicoleta Paraschivescu discovered during research that two movements from the Suite in G minor, a Prelude and an Allemande, correspond to the Allemandes BWV 836 and 837 in the Clavierbüchlein for Wilhelm Friedemann Bach. The two movements were thus taken from Sandoni.
Francesca Aspromonte uses her soprano voice with great agility. She also has the technical skills to do so. Since the virtuosic demands are lacking here, she can first and foremost shape the flow of the music with ease. She also knows how to please with her legato, exemplary articulation and a balanced vocal line.
The interpretations of the La Floridiana ensemble are characterized by a lively and colorful performance. However, they give the singer the freedom she needs. The Sonata Settima a Trè for two violins and basso continuo is played by violinists Katharina Heutjer and Johannes Frisch with a fresh gesture in a very appealing way.
The leader of the ensemble La Floridiana, Nicoleta Paraschivescu, has taken over the harpsichord in addition to conducting. She shapes these compositions with sophisticated technique and inventiveness. The label’s usual high-quality release also has the cantata texts to offer in the informative booklet, making these premiere recordings a worthwhile catalog addition.