Ende 2013 stellten die Programmverantwortlichen von Arthaus Musik wohl fest, dass es im Verdi-Jahr 2013 keine wirklich bemerkenswerten Videos mit Verdi-Opern gegeben hatte, zumal die von der Konkurrenzfirma so gross angekündigte Verdi-Gesamtaufnahme sich als der wohl größte künstlerische Flop der DVD-Operngeschichte erwiesen hatte. Und sie erinnerten sich daran, dass sich in dem von TDK aufgekauften Fundus eine ‘Aida’ aus dem Jahr des ‘Centenario Verdiano’ befand, dem Jahr des 100. Todestags von Giuseppe Verdi. Diese haben sie nun neu heraus gebracht.
Für den ‘Centenario’ hatte Altmeister Zeffirelli die schwierige Aufgabe übernommen, im winzigen Theater von Verdis Heimatort Busseto die Oper ‘Aida’ zu inszenieren. Seine Miniaturausgabe der Prunkoper auf kleinstem Raum war ein Geniestreich ohnegleichen und ist auch heute noch die für mich überzeugendste ‘Aida’ auf Video. Und das obwohl Dirigent Massimiliano Stefanelli nicht das allerbeste Orchester leitet und die Sänger auch nicht alle wirklich einwandfrei singen. Aber alle möglichen Einwände werden impetuos weggespült von der unglaublichen Begeisterung und Leidenschaftlichkeit, mit der diese ‘Aida’ gesungen und gespielt wird.
Die Sänger sind alle jung, wurden von Carlo Bergonzi geschult und von Zeffirelli zu wirklichen Charakterdarstellern geformt. In einem, wenn auch schmalen, aber doch sehr typischen Bühnenbild mit prunkvollem ägyptischen Dekor und aufwändig hergestellten Kostümen, entwickelt Zeffirelli die Dreiecksbeziehung Amneris, Aida, Radames sehr klug, um die Enttäuschung und die Eifersucht der ägyptischen Prinzessin zu verdeutlichen, als ‘ihr’ Held Radames sich der äthiopischen Sklavin Aida zuwendet. Die Konzentration auf diese Beziehung bringt eine Emotionalität in Verdis Oper, wie ich sie noch nie erlebt habe.
Einen darstellerisch besseren Radames als Scott Piper in dieser Inszenierung wird man kaum finden. Da sind wir Hunderte von Meilen entfernt von der pompösen Scala-Produktion mit Pavarottis arrogantem Radames. Piper spielt einen jungen ambitiösen, aber unsterblich verliebten Mann, der seine Gefühle voll auslebt. Seine schön timbrierte Spinto-Stimme, etwas rauchig im unteren Bereich, glanzvoll in der Höhe, ist zwar am Ende etwas ermüdet, aber er stirbt zumindest glaubwürdig.
Adina Aaron singt mit einer großartigen, warmen und voll klingenden Sopranstimme eine bewegende Aida, und die Amneris der Amerikanerin Kate Aldrich ist ebenfalls ganz exzellent.
The Aida performance at Teatro Verdi in Busseto, the composer’s hometown, is one of the most convincing available on videodisc. Even though not everything is musically perfect, the shear exultation and passion shown by the young singers in Zeffirelli’s highly emotional staging sweeps any possible objection.