Der moderne Flügel, so wie wir ihn kennen, hat seine Anfänge in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ab dieser Zeit hat sich der Konzertflügel konstant zu einem wirklichen Präzisionsinstrument weiterentwickelt. Somit ist es durchaus legitim, die Schubert-Klavierwerke auf einem Fortepiano (hier Franz Brodmann, Wien, 1820) zu spielen, so wie Sir Andras Schiff dies in den uns vorliegenden Aufnahmen tut. Neben den Sonaten G-Dur D 894 und B-Dur D 960 finden sich auf den beiden ECM-CDs noch die Ungarische Melodie D 817, Moments musicaux D 780, Vier Impromptus D 935 und das Allegretto D 915.
Schiff spielt alle Werke mit einer atemberaubenden Interpretationsgabe. Weniger ist mehr, scheint sein Motto zu sein. Intimistischer, zurückgezogener, überlegter hat man Schuberts Werke schon lange nicht mehr gehört. Der Ton ist spröde, die Interpretation von einer latenten Traurigkeit und Reflexion durchzogen. Das eher trockene Klangbild des Fortepiano lässt besondere Stimmungen aufkommen, die mit ihrem düster-melancholischen Charakter mehr als einmal an die Bilder von Caspar David Friedrich erinnern.
Aber trotz aller Vorzüge will diese Aufnahme nicht so richtig greifen. Irgendetwas scheint zu fehlen. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass man diese Werke fast ausschließlich mit einem Konzertflügel kennt. Und wer die Dynamik und Tiefe eines solchen Instruments gerade bei den beiden Sonaten kennt, und weiß, wie vielseitig Schuberts Klangwelt sein kann, der kann auf Dauer Schwierigkeiten mit dem etwas eindimensionalen Spektrum und dem spröden Klang des Fortepiano bekommen. Interessant ist Schiffs Auseinandersetzung mit Schubert allemal.
ECM bietet wie immer ein unübersichtliches Cover und Booklet, und eine tolle Aufnahmetechnik.
Andras Schiffs playing on the Brodmann Fortepiano is wonderful, intimate and reflective. Yet, especially in the Sonatas, a number of listeners will miss the richer sound from a contemporary keyboard.