Debussys Klaviermusik hat Interpretationen in alle Himmelsrichtungen erfahren. Es gibt die rein impressionistischen Ansätze, dann die sehr bildhaften, oft mit romantischer Verbrämung, oder die ganz modernen, die Debussys Bruch mit der Tradition in sehr technisch angelegten Aufführungen zum Ausdruck bringen.
Mario Häring würde ich eher als den atmosphärischen Interpreten bezeichnen, der das Deskriptive, das Bildhafte als Ausgangspunkt nimmt für seine Interpretation und es in Stimmungen destilliert, gleichermaßen aber auch Debussys Suche nach ‘neuen’ Klängen respektiert. Entsprechend klar und verinnerlicht ist Härings Spiel, das nicht selten einen Hang zur Träumerei aufweist, aber auch rhythmisch sehr originell werden kann.
Härings Debussy ist von zwingender atmosphärischer Dichte, und dennoch bleibt die Musik flüssig und schwebend, mit einer extremen Klarheit der Phrasierungen, einer perfekten Dosierung der Eleganz und letztlich ohne jede Verweichlichung, in einem gewissen Sinne sogar viril.
Mario Häring gehört zu dem Kreis von Pianisten, die Debussys Klaviermusik ohne Sentimentalität von innen heraus spielen können, weil er alles Überflüssige über Bord wirft, alles was zu viel wäre in Sachen Betonung, Rubato, Pedal. Häring inszeniert nicht, er liest, sieht und empfindet…. Und das macht aus dieser CD etwas ganz Besonderes, gewiss eine der schönsten und reinsten Debussy-Platten, die ich seit langem gehört habe. Und das liegt zum Teil auch am ‘reinen’ Klang der Aufnahme, die von stupender Natürlichkeit ist.