Frühere Komponisten sind immer wieder Bezugspunkt für moderne Kompositionen, die man quasi als Echo oder Kommentar der dann geltenden Zeit hören kann. Besonders angetan ist die Nachwelt, gerade auch unserer Zeit, von Franz Schubert. Zender mit der ‘Winterreise’ oder die Bamberger Gesamteinspielung der Symphonien als ‘Dialog mit Schubert’ mit neun heutigen Werken sind Beispiele. Hier wird ein weiteres vorgelegt.
Die Pianistin Silke Avenhaus hat die gewünschte Einspielung des ‘Forellenquintetts’ als Anlass genommen, fünf europäische Komponisten zu beauftragen, jeweils ein Echo auf das Werk zu gestalten. Dabei galten als Vorgabe die Hervorhebung auf jeweils eines der fünf Instrumente und ein inhaltlicher Bezug. Entstanden sind fünf spannende Sichten.
Nur harmonisch Bezug nimmt der Finne Räihälä, dessen persönlicher titelgebender ‘Forellenteich’ nur tonale Bezüge hat. Ganz zeitgemäß gestaltet der Katalane Cruixent, dessen Cybervariationen mit Mobil-Apps einläuten, bevor die akustischen Instrumente dazu treten. Österreichisch keck fügt Resch das eigentlich im 2/4 Takt stehende Thema in ein Walzermaß. Die deutsche Sicht von Schachtner knüpft an das zugrundeliegende Gedicht und Friedrich Schubart an, dessen fünfte, von Schubert nicht bearbeitete Strophe hier als Nachtrag erklingt. Die F.S.C.H.-Referenz des Kroaten Lazic gibt vielleicht musikalisch die modernste Fassung, weil er mit Fünfer- und Siebener-Taktzeiten in Richtung Bartok schreibt.
Alle Einspielungen, zentral natürlich das Werk von Schubert, werden mit sicherer und leichter Hand äußerst gekonnt präsentiert, ohne die auch in dem Hauptwerk und den anderen ebenfalls vorhandene Zerrissenheit in der Grundstimmung zu leugnen. In jeder Hinsicht handelt es sich um eine gelungene Auseinandersetzung mit Schubert und einem seiner bekanntesten Werke. Wie weit die neuen Werke Eingang in den Kanon finden werden, bleibt abzuwarten.