Georg Anton Bendas Melodram Medea stammt aus dem Jahre 1775 und entspricht der damaligen Mode, gesprochene Texte mit dramatischer Musik zu kombinieren. Benda, ein Komponist der Vorklassik, ist heute weitgehend vergessen. Umso wichtiger ist – nach einer ersten Aufnahme bei Naxos im Jahre 1996 – diese Einspielung von Medea, die dank der wunderbaren Schauspielerin Katharina Thalbach zu einem kleinen Ereignis wird. Hier erlebt man die Perfektion des Ausdrucks und der Diktion. Musikalisch wird der Hörer ebenfalls verwöhnt. Marcus Bosch dirigiert seine Cappella Aquileia mit dem nötigen Knowhow und legt seine Interpretation zwischen Dramatik und Spritzigkeit an. So kommt kein Moment der Langeweile auf, zudem das Orchester äußerst sicher und mit viel Musizierlust spielt. Sicher, Bendas Medea, die hier in der Fassung von 1784 eingespielt wurde, gehört zum Nischenrepertoire, aber dank einer solch tollen Interpretation lernt man auch, gerade solche unbekannten und selten aufgeführten Werke zu schätzen.
Georg Anton Benda: Medea; Katharina Thalbach, Cappella Aquileia, Markus Bosch; 1 CD Coviello 92014; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 01/2021 (44’15) - Rezension von Alain Steffen