Wenn Bach wie Bach klingt, selbst in der Liszt-Transkription, und Schumann wie Schumann sowie Scriabin wie Scriabin, das heißt, wenn die Farben und Stile stimmen, wenn man auf Anhieb den Wechsel der Epochen merkt und die Musik identifizieren kann, ist schon vieles gegeben, um eine CD interessant zu machen. Das ist hier eindeutig der Fall und nach drei Platten, die ohne Kommentar wegen mangelndem Appeal beiseitegelegt wurden, war mit dieser in ihrer kroatischen Heimat, am Wiener Konservatorium und anschließend an der Hochschule für Musik in Hannover ausgebildeten Pianistin endlich genügend Inspiration vorhanden, um auch etwas schreiben zu können.
Seit ihrem Gewinn des Ersten Preises beim Internationalen Cleveland Klavierwettbewerb beim Viotti Klavierwettbewerb in Italien und dem Maria Canals Klavierwettbewerb in Barcelona ist Martina Filjak international erfolgreich.
Scriabins Erste Sonate ist der Ausdruck einer Revolte, des Schmerzes, weil ihm eine Armverletzung es unmöglich machte, Pianist zu werden. Martina Filjak differenziert die Kontraste zwischen fieberhaftem Ärger und Ermattung sehr gut.
In Schumanns Erster Sonate hütet sich die Pianisten vor zu viel Gefühl, und während sie im Scherzo das Leicht-Verspielte wunderbar trifft und die Funken sprühen lässt, hebt ihre Aria nicht wirklich ab und bleibt etwas zu irdisch. Dennoch beindruckt überall ihr reiches Farbenspiel, und am Ende hat man den Eindruck, eine Pianistin gehört zu haben, die etwas zu sagen hat und die man gewiss im Auge behalten sollte.