Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7; NDR Elbphilharmonie Orchester, Alan Gilbert; 1 CD Sony Classical 19075979532; Aufnahme 06/2019, Veröffentlichung 09/2019 (66'26) – Rezension von Remy Franck
Alan Gilbert, der neue Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, legt eine sehr durchdachte und klangsinnlich dirigierte Siebente Symphonie vor. Der erste Satz ist klar strukturiert und verzichtet auf jegliche Emphase, aber nicht auf Gefühlsäußerungen. Und doch bleibt am Ende der Eindruck von Sachlichkeit, und bei allem Schönklang fehlt es an Dynamik, die einem durchaus schönen Innenleben (schöne Holzbläserklänge) etwas mehr Prägnanz gegeben hätte.
Bruckner-Biograph Alexander Berrsche hat zwar gesagt, dass der ‘seelenhafte Gesang’ und die ‘Klangmystik’ dieser Musik sich erste entfalte, wenn man sie mit zartesten Fingern anfasst, aber mit seiner Zurückhaltung kann Alan Gilbert den zweiten Satz nicht erfüllend ausloten. Da fehlt es sowohl an Seele wie auch an Spannung.
Den dritten Satz nimmt Gilbert nicht besonders schnell und gibt ihm einen unbeschwerten, vergnügten Charakter. Im Finale überzeugt er wieder, gut disponierend, mit wohl strukturierten Klangbildern, mit geschmeidigem Klang, immer noch mit Gefühlen und Dramatik zurückhaltend. Und so ist dies eine noble und fein abgetönte Wiedergabe.
Alan Gilbert, the new principal conductor of the NDR Elbphilharmonie Orchestra, presents a very well thought-out and sensuous Seventh Symphony. The first movement is clearly structured, but not without expressions of feelings. And yet, at the end, it leaves the impression of objectivity. Despite all the beautiful sound, there is a lack of dynamics that would have given a more vital inner life.
Bruckner biographer Alexander Berrsche has said that the ‘soulful singing’ and ‘sound mysticism’ of this music unfolds when one touches it with the tenderest of fingers, but with his restraint Alan Gilbert fails to conduct the second movement in a fulfilling way. There is a lack of both soul and tension.
Gilbert does not take the third movement very quickly and gives it a carefree, joyful character. In the finale he convinces again with well-structured sound pictures, with smooth sound, still quite reserved. And so this is a noble and finely shaped performance.