Die hohe Kunst des Quartetts ist hier gleich doppelt vertreten. Zum einen gehören die beiden letzten Streichquartette D. 810 und D. 887 von Franz Schubert zu den absoluten Meilensteinen der Quartettgattung, zum anderen erreicht das Spiel des israelischen Aviv Quartets ein solch hohes künstlerisches Niveau, dass diese Doppel-CD jetzt zu meinen Lieblingseinspielungen im Bereich Kammermusik und insbesondere in Sachen Schubert gehört.
Das Aviv Quartet erweist sich als optimal eingespieltes Team, sowohl im Miteinander wie auch im Gesamtklang. Es ist wunderbar zu hören, wie lebendig dieser quasi schichtweise übereinander gelegte Klang die Musik erfüllt. Die jeweils wichtigste Stimme und die treffendste Farbe geben den Ton an, doch parallel dazu passiert enorm viel. Dank des hervorragenden Klangbildes nimmt man die Anatomie des Spiels wahr und man kann vor dem geistigen Auge sehen, wie die vier Musiker miteinander kommunizieren. Dabei beschränken sie sich nicht auf eine nur solide Wiedergabe, sondern suchen in jedem Moment das Essentielle. Manchmal gelingt es ihnen, durch nur minimale Tempoänderungen eine ganz eigene Dynamik entstehen zu lassen. Das Wienerische von Schuberts Musik klingt da ebenso mit, wie eine gewisse Modernität.
Ein Höhepunkt ist große Andante aus dem Streichquartett Nr. 14, Der Tod und das Mädchen, das in seiner Trostlosigkeit kaum zu überbieten ist. Mit spröden Klängen und einer tiefempfundenen Empathie wird hier eine wirkliche Tragödie gespielt. Dank des phantastischen Spiels des Aviv Quartet, das, dunkeltimbriert, in wundervollen, erdigen Farben leuchtet ist dies definitiv eine Schubert-CD für die Insel.
This CD shows two aspects of high art of the quartet. On the one hand, the last two string quartets D. 810 and D. 887 by Franz Schubert belong to the absolute milestones of the quartet genre, and on the other hand, the playing of the Israeli Aviv Quartet reaches such a high artistic level that this double CD now belongs to my favorite recordings in the field of chamber music and especially for Schubert.
The Aviv Quartet proves to be an optimally attuned team, both in their interplay and in their overall sound. It is wonderful to hear how lively this quasi layered sound gives the music a tremendous quality. In each passage the most important part and the most appropriate color are emphasized, but in parallel a lot of details can be heard. Thanks to the excellent sound, one perceives the anatomy of the playing and one can see in the mind’s eye how the four musicians communicate with each other. They do not limit themselves to a merely solid interpretation, but look for the essential in every moment. Sometimes they succeed in creating their own unique dynamics through only minimal changes in tempo. The Viennese quality of Schubert’s music resonates as well as a certain modernity.
A highlight is the great Andante from the String Quartet No. 14, Death and the Maiden, which can hardly be surpassed in its desolation. With brittle sounds and a heartfelt empathy, a real tragedy is played out here. Thanks to the fantastic playing of the Aviv Quartet, which, dark-imbricated, glows in wonderful, earthy colors, this is definitely a Schubert CD for the island.