Das ist eine der seltsamsten Aufnahmen, die ich je gehört habe. Man glaubt, sie sei von mehreren Dirigenten dirigiert und von verschiedenen Tonmeistern in verschiedenen Sälen aufgenommen worden. Mal sind einzelne Instrumentgruppen ganz vorn, mal wieder hinten, mal sehr präsent, mal wie hinter einem Vorhang, mal ist das Klangbild eng und eindimensional und dann wird es wie von magischer Hand wieder ausgeweitet. Einen natürlichen Höreindruck habe ich während der 75 Minuten, die das Produkt dauert, nicht erhalten.
Seltsam nervös und unzusammenhängend sind auch die Interpretationen von Emmanuel Krivine. Manches ist in den ‘Bildern einer Ausstellung’ überakzentuiert und alles andere als organisch gewachsen, anderes (die tatiesken Tuilerien-Szene etwa) ist recht gut geworden. Der Dialog zwischen Goldenberg und Schmuyle aber ist völlig missraten. Erstens klingt Goldenberg am Anfang durchaus nicht so herrisch wie es sein sollte, und dann steht Schmuyle klanglich am anderen Ende der Szene. Und zwischen den beiden Kontrahenten bewegen sich noch Instrumente, die besser im Hintergrund geblieben wären. Der Markt von Limoges wird in Rekordtempo gezeichnet, völlig überdreht und eckig im Klang. ‘Cum mortuis in lingua mortua’ lädt eher zum Teetrinken bei Kaffee und Kuchen ein als zum Gedenken an tote Seelen. Die ‘Hütte auf Hühnerfüßen’ leidet unter einem völlig artifiziellen, vorne engen und hinten ausufernden Klangbild, in dem die Trompeten 10 Meter hinter den restlichen Bleckbläsern sitzen. Auch hier ändert sich die Klangperskeptive immer wieder. Instrumente werden per Schieber von vorne nach hinten befördert, Tiefe und Breite des Klangbilds werden verändert. Der Übergang von der Hütte der Baba-Jaga zum Heldentor in der alten Hauptstadt Kiew ist ruppig und das Spiel des Orchesters klingt in diesem Tableau alles andere als opulent, eher rau und gepresst. Den Atem hält Krivine auch nicht durch, er fügt Bildfetzen aneinander, sodass sie ziemlich zusammenhanglos wirken, wie die ganze Komposition und die ganze unausgegorene Einspielung.
In Rimsky-Korsakovs ‘Scheherazade’ ist schon der gedehnte, durch lange Pausen unterbrochene Beginn irritierend, aber auch der Rest des Satzes leidet unter quälend langsamen Tempi und einem sinnlosen Rubato, das dem Orchester hörbar Probleme bereitet.
Der Rest der ‘Scheherazade’ krankt ebenfalls an einem höchst artifiziellen Klang, der nie wirklich ‘symphonisch’ wird, immer aus Einzelteilen zusammengesetzt zu sein scheint, mit völlig unsinnigen Bloßstellungen von Instrumenten, und das alles wird durch Krivines unzusammenhängendes Dirigat noch unterstrichen. Die Balance im Orchester ist ständig gestört, und das Zuhören wird zur Qual. Warum, bitte, kann man in einem akustisch doch guten Saal wie der Luxemburger Philharmonie keine anständige Tonaufnahmen besorgen? Warum darf ein Tonmeister bestimmen, welche Instrumente gerade wichtig sind und herausgestrichen werden müssen, und welche in den Hintergrund gehören? Warum hat der Zuhörer kein Anrecht darauf, das Philharmonische Orchester Luxemburg in einem natürlichen und ausgewogenen Klangbild zu hören? Und wenn dann noch wegen eines offensichtlich hypernervösen und unentschlossenen Dirigenten die gesamte klangliche Aufbereitung nicht stimmt, ist unsere Meinung die, dass man um diese CD einen großen Bogen machen sollte. Meine Erfahrung damit war jedenfalls mehr als nur schmerzlich.
With Krivine struggling between ‘highly strung’ and ‘deadly slow’ and a badly artificial, unpleasant sound we only can recommend to avoid this completely wishy-washy recording.