Gustav Mahlers Dritte sprengte, als sie 1895 und 1996 entstand, alle bis dahin bekannten Formen und Ausmaße, und für jeden Dirigenten ist der über eine halbe Stunde lange erste Satz eine Herausforderung. Man hat diesen Kopfsatz einen ‘Marsch ohne Ziel’ genannt. Im Sommer 1896 war Mahler gezeichnet von seinem Konflikt mit dem Intendanten Pollini in Hamburg, seiner Liebe zu der Sängerin Anna von Mildenburg und der « Todesangst » vor seinem eigenen Unterfangen. Netopils erster Satz mag stellenweise etwas müde und spannungsarm klingen, aber das könnte ein gewolltes Vorgehen zu sein, um die Kontraste zu schärfen.
Ein keckes Menuetto, das Netopil nicht so « sehr mäßig » angeht, wie es Mahler vorschreibt, führt zum Scherzo, das mir in dieser Interpretation etwas zu gefällig ist. Mahler nannte den Satz ein ‘Tierstück’, « als ob die ganze Natur Fratzen schnitte und die Zunge herausstreckte. Aber es steckt ein so schauerlicher, panischer Humor darin, dass einen mehr das Entsetzen als das Lachen darüber überkommt. » Und das bekommt man hier definitiv nicht zu hören. Im anschließenden Adagio fehlt es mit ebenfalls an Expressivität, und das Intermezzo ist alles in allem zu uniform. Erst im zweiten langsamen Satz, dem 23 Minuten langen Finale kann Netopil mich wieder für sich gewinnen. Er dirigiert ihn sehr stimmungsvoll und erzielt eine große, erhabene Ruhe im Kontrast zwischen Zartheit und großen Steigerungen.
Gustav Mahler’s Third, when written in 1895 and 1996, broke all previously known forms and dimensions, and for any conductor the first movement, over half an hour long, is a challenge. This opening movement has been called a ‘march without a goal’. In the summer of 1896, Mahler was scarred by his conflict with the Intendant Pollini in Hamburg, his love for the singer Anna von Mildenburg, and a ‘mortal fear’ of his own undertaking. Netopil’s first movement may sound a bit tired and lacking in tension in places, but that may be a deliberate move to sharpen the contrasts.
A perky Menuetto, which Netopil does not approach as ‘very moderately’ as Mahler prescribes, leads to the Scherzo, which is a bit too pleasing for me in this interpretation. Mahler called the movement an ‘animal piece,’ « as if all of nature were grimacing and sticking out its tongue. But there is such a gruesome, panicky humor in it that one is more horrified than laughing at it. » And you definitely don’t get that here. The Adagio that follows also lacks expressivity with me, and the Intermezzo is all in all too uniform. Only in the second slow movement, the 23-minute finale, can Netopil win me over again. He conducts it very atmospherically and achieves a great, sublime calm in the contrast between delicacy and great climaxes.