Ferruccio Busoni schuf ein einziges Klavierkonzert, das 1904 mit ihm selber als Solist von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Karl Muck uraufgeführt wurde. Es ist ein monumentales Werk mit fünf Sätzen und einer Spieldauer von 70 Minuten. Busoni selbst hat es ‘Wolkenkratzer-Konzert’ genannt, kaschierte jedoch damit nicht nur die Breite, sondern auch den philosophischen Hintergrund: immerhin endet das Klavierkonzert mit einem Schlusschor auf Verse aus Adam Gottlob Oehlenschlägers pantheistischem Erlösungsdrama ‘Aladdin’: ‘Hebt zu der ewigen Kraft Eure Herzen, fühlet Euch Allah nah, schaut seine Tat!’. Dieser Schlusschor für Männerstimmen mit der Überschrift ‘Cantico’ wurde als die spirituelle Keimzelle des ganzen Konzerts bezeichnet und gibt dem Werk einen episch breiten Charakter.
Myrios veröffentlicht einen Livemitschnitt aus Boston, und das ‘Boston Symphony’ hatte für das Konzert erstrangige Kräfte zur Verfügung, Sakari Oramo als Dirigent und Kirill Gerstein als Solist.
Im Vergleich mit den Aufnahmen mit Marc-André Hamelin und Garrick Ohlsson zeigen sich nur geringfügige Abweichungen. Mal hat man den Eindruck, Hamelin sei klarer im Ausdruck, Ohlsson etwas spontaner, aber dann merkt man auch, wie gut Gerstein und sein Dirigent hier harmonieren, und Oramos Klangsinn bringt zudem auch Formulierungen zu Gehör, die neuartig wirken. Der Klang bleibt frei von Bombast, das Orchester klingt transparent, fein ausbalanciert und stimmungsvoll. Das, was der Kritiker der ‘Täglichen-Rundschau’ bei der Uraufführung schrieb, « Lärm, noch mehr Lärm », wird hier dank des klugen Disponierens des Dirigenten verhindert. Die Energie, die er einbringt, äußert sich eher in Spannung als in Lautstärke.