Johann Sebastian Bach hat einige Werke für Violine und Cembalo, teilweise auch noch mit Cello, geschrieben. Davon bilden die Sonaten BWV 1014 bis 1019 einen geschlossenen Zyklus, der, wie auch andere seiner Zyklen, dadurch besticht, dass er die vielfältigen Möglichkeiten dieses Werktypus erforscht. Einen besonderen Blick erlaubt die letzte Sonate, von der drei Versionen überliefert sind. Dadurch ist es möglich, Bachs Kompositionsprozess zu verfolgen. Dieser belegt auch, dass Bach seine eigenen Kompositionen an den sich wandelnden Zeitgeschmack adaptierte. Ein Satz aus einer früheren Fassung ist miteingespielt.
In dem im Beiheft abgedruckten Interview äußern sich die beiden Musikerinnen zu ihrem Verhältnis zur Musik von Bach und ihrem Interpretationsansatz. Sie zitieren den Musikwissenschaftler und Philosophen Petr Kivy, für den eine Interpretation von der Redlichkeit auf vier Ebenen geprägt ist: Die Absichten des Komponisten, die zeitgenössische Interpretation zur Entstehungszeit, den Klang, den der Komponist sich vorgestellt hat und schließlich die Redlichkeit sich selbst gegenüber, eine Interpretation zu schaffen, die persönlich ist. Außerdem legen sie ihre tiefe Verbundenheit mit Bachs Musik dar, die seit Studienzeiten gewachsen ist. Dabei steht für sie die Freude und Begeisterung an dieser Musik im Vordergrund und nicht die Angst vor dem als gottähnlich gepriesenen Bach.
Die beiden Italienerinnen sehen jede der Sonaten und jeden der 26 Sätze als neues Bild. Damit verbinden sie ebenso unterschiedliche Stimmungen wie Betrübnis, Verzweiflung aber auch Würde und Freudigkeit. Diese diversen Gemütszustände bringen sie mit fließenden, an Gesangslinien erinnernden Bögen in historisch informierter Spielweise zu Klingen. Dadurch entsteht ein sehr rundes einheitliches Klangbild, dem mitunter der eine oder andere Reiz gut getan hätte.