Robert Schumann: Streichquartette op. 41 Nr. 1-3; Stradivari Quartett (Xiaoming Wang, Sebastian Bohren, Lech Antonio Uszynski, Maja Weber); 1 CD RCA Red Seal 889854926427; Aufnahme 03/2017, Veröffentlichung 01/2018 (79‘25)
♪♪♪♪ - Robert Schumann: Streichquartette op. 41 Nr. 2+3; Elias Quartet (Sara Bitlloch, Donald Grant, Martin Saving, Marie Bitlloch); 1 CD Alpha Classics 280; Aufnahme 05/2016, Veröffentlichung 02/2018 (57'34) – Rezension von Uwe Krusch

Entzückend bis ins kleinste Detail, so hat Clara Schumann das Geschenk ihres Mannes zu ihrem 23. Geburtstag empfunden. Für ihn waren die Quartette, für die er vier Jahre Einarbeitung über Werke anderer Komponisten genutzt hatte, um sie dann in einem Schub in wenigen Wochen zu erschaffen, eine Befreiung in der Hinsicht, dass er sich von ihn beengenden Klavierkompositionen befreien wollte.

Das ‘Stradivari Quartett‘ ist sowohl bei der Zusammensetzung der Musiker als auch der Instrumente international. Während die Instrumentalisten aus China, Polen und der Schweiz stammen, haben die Instrumente ihren Ursprung in Belgien und Italien. Trotz dieser gemischten Herkunft haben sie in dem einen Jahrzehnt ihres Bestehens eine in den Bann ziehende gemeinsame Musiksprache gefunden. Die Homogenität ist überwältigend, fast als ob nur ein Solist spielt. Ihr Spiel ist auch intensiv und forscht Extreme aus. Dabei wird immer darauf geachtet, dass es stilvoll bleibt; Exzesse werden vermieden.

Die vorstehende Beschreibung charakterisiert die Vor- und die Nachteile dieses Ansatzes. Obwohl Qualität und Homogenität überwältigend sind und Phrasen und Töne exzellent ausformuliert werden, bleibt irgendwie ein Eindruck, der vielleicht mit Politur oder ‘ein wenig blutarm‘ beschrieben werden kann. Es lässt sich der Eindruck nicht verdrängen, dass die letzte Spur von Risikobereitschaft vermieden wird. Alles wirkt zu glatt und abgesichert. Schade, ansonsten legt das Quartett eine tolle Aufnahme vor.

Ein Lapsus ist dem Label bei den Daten passiert. Die Spieldauer ist auf dem Cover mit gut einer Stunde falsch, im Heft mit fast 80 Minuten richtig angegeben. Die Aufnahmetechnik hat den Klang in der Kirche des Aufnahmeortes mustergültig eingefangen.

Mit nur wenigen Wochen, fast schon Tagen Abstand legt ein weiteres junges Quartett eine Einspielung der Schumann Quartette vor. Während die etwas frühere Aufnahme alle drei Quartette-auf einer Scheibe vereinte, werden hier das zweite und dritte Werk vorgestellt. Womöglich folgt das erste mit dem Klavierquintett zusammen in Kürze.

Als Geburtstaggeschenk für seine Frau sind sie doch Mendelssohn gewidmet, dessen Opus 44 Schumann für seine Komposition inspiriert hatte. So hat Schumann sofort zwei Menschen beglückt, die die Qualität und persönliche Aussage der Werke sofort erkannten. Und sie waren wohl auch Standpunkt genug für den Komponisten, denn andere Quartette ließ er nicht mehr folgen.

An Liedkompositionen gereift, erschafft seine Feder mit reicher melodischer Erfindungsgabe sehr dicht gefügte und auch von Stimmungen geprägte Werke, die mit ihrem lyrischen Charakter direkt ansprechen und den Hörer einfangen. Insofern kann man das ‘Elisa Quartet‘ verstehen, wenn es die Aufnahme als Konzertmitschnitt und nicht als Studioalbum vorlegt. Diese inneren Stimmen der Musik werden auf der Bühne mit mehr Nachdruck formuliert als im sterilen Aufnahmeraum.

Im Vorwort hat die Primaria ihre Beziehungen zu den beiden Werken dargelegt. Während sie das dritte Quartett schon lange begleitet und ihnen von Anfang an zugänglich war, mussten sie das zweite erst für sich erobern. Für sie pendelt der erste Satz zwischen Begeisterung und Angst, der zweite erfordert alle Inbrunst im Spiel ob seiner Schmucklosigkeit, während die beiden letzten Sätze vor allem mit unterschiedlichen technischen Höchstforderungen locken. Abgesehen davon, dass man auf der Einspielung diese Unterscheidung der Durchdringung der beiden Werke dergestalt hören kann, dass das dritte Quartett schlüssiger und überzeugender erscheint, führt die Inbrunst der Darstellung zu für das Ohr des Rezensenten unerwünschten Momenten wie Rutschern. Die spieltechnische Realisierung ist ohne Fehl und Tadel, wenn auch die der nur unwesentlich vorher erschienenen Einspielung aller drei Quartette noch mehr überzeugt. Das positive Mehr an Ausdruck und Risikobereitschaft in dieser Aufnahme geht ein wenig zu Lasten der Gestaltung.

Robert Schumann’s three string quartets are heard in quite intoxicating performances by the Stradivari Quartet, technically superb and musically compelling, with just the lack of the last bit of risk which characterizes the Elias Quartet’s recording. Yet, here, the more audacious interpretation produces some slight technical problems.

 

 

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