Wenn man sagt, dass das Werk von Bohuslav Martinu in den Konzertprogrammen ein Schattendasein führt, so ist das maßlos übertrieben. Dabei gehört sein von so unterschiedlichen Einflüssen wie Honegger, Stravinsky, Madrigalen und Neoklassik beeinflusster Stil, der aber seinen eigenen unverkennbaren Weg gefunden hat, sicherlich zu den interessantesten des letzten Jahrhunderts. Umso erfreulicher ist diese Einspielung seiner Werke, die wohl vor allem auch dem Einsatz von Lawrence Foster zu danken ist.
Dem Label ist allerdings ein Lapsus unterlaufen, wenn es auf dem Cover ‘Double Concertos for Violin & Piano’, also für gemischtes Solistenduo ankündigt, denn um diese handelt es sich nicht. Vielmehr sind eines für zwei Violinen und eines für zwei Pianos und Orchester gemeint, was mit ‘Double Concertos for Violins & Pianos’ vielleicht angemessen angedeutet wäre. Dazu tritt das Rhapsodie Konzert für Viola und Orchester.
Martinu, dessen Musik immer auch die böhmische Herkunft atmet, hat einen breiten Katalog an Solokonzerten hinterlassen, dessen drei Vertreter auf dieser Aufnahme das ganze Spektrum seines Stils zeigen. Beide Doppelkonzerte nehmen den barocken Concerto grosso-Typ auf, indem sie die Solisten im Wettstreit mit dem Orchester behandeln. Das Konzert für die beiden Klaviere ist eines von mehreren Werken dieser Gattung vom Beginn des letzten Jahrhunderts, das den Solisten technisch und musikalisch alles abverlangt. Gleiches gilt allerdings auch für das Werk mit zwei Violinen. Einen anderen Weg mit einer freieren Gestaltung wählt er im Bratschenkonzert, der von der Concerto grosso Form abzweigt und einen freieren Weg wählt. Auch dieses zweisätzige Werk packt virtuose Herausforderungen in die musikalische Gestalt, die davon nicht beeinträchtigt wird.
Die französische Bratschistin Magali Demesse nutzt diese freiere Form für eine intensive und belebte Ausgestaltung. Die beiden Doppelkonzerte werden von Geschwistern dargeboten. Das Werk für die Violinen wird von den rumänischen Künstlerinnen Deborah und Sarah Nemtanu angeboten, die sich mit dem osteuropäischen Kolorit natürlich verbunden fühlen. Für sie fühlt es sich wie eine Offenbarung an und so ist ihr Spiel geprägt von sicherem Gespür für die Erzählstränge der Musik. Die wie ein verschlungener Urwaldpfad anmutenden Linien des Konzertes für zwei Klaviere werden von den Schwestern Momo und Mari Kodama erkundet, die aufgrund ihres blinden Verständnisses füreinander diesen Artenreichtum in der Musik sicher durchschreiten und illustrieren. Das Philharmonische Orchester aus Marseille kann unter der Stabführung von Lawrence Foster den Solisten die sichere Basis bieten, auf der diese ihr Spiel entwickeln können.