Als provokativ wurde uns die Neuaufnahme der 9. Beethoven-Symphonie durch Benjamin Zander angekündigt. Sie ist aber letztlich weniger provokant als man hätte annehmen können. Gewiss, es ist die schnellste Aufnahme im Katalog. Nur jene mit dem ‘Tasmanian Symphony Orchestra’ unter David Porcelijn ist ungefähr gleich lang. Chailly braucht 3 Minuten mehr, Abbado 4 Minuten, Toscanini gar fünf, Harnoncourt sieben, Karajan II acht, Solti und Fricsay gar 19 Minuten.
Überschnell sind aber nur einige Bewegungen im zweiten Satz sowie die eine oder andere Passage im Finale, ansonsten ist die Schnelligkeit nur ein schnelles Drive mit enormer Zugkraft. Und das macht die ganze Sache recht spannend. Zander zieht den Zuhörer wie eine E-Lok durch die Musik. Und so sind Temperament und Feuer die Hauptmerkmale dieser Aufnahme. Dass dabei so manche Akzentuierung, die Sinn machen würde, sowie eine sorgfältige Phrasierung auf der Strecke bleiben, ist verständlich.
Der Chor wirkt manchmal etwas unausgeglichen und schrill, es fehlt ihm an runder Fülle und Wärme. Aber diese Einschränkungen werden durch das Ekstatische der Musik einigermaßen aufgewogen. Und mit ein bisschen Nachsicht für die Solisten kann man die Aufnahme unter dem Strich als interessant einstufen.